Studium

Singapur - James Cook University

Wie ich lernte, dass Geld glücklich macht
Louisa J., Leisure & Tourism Management, 7. Semester, James Cook University Singapore, Wintersemester 2021/22
Ich habe mein Auslandssemester an der James Cook University im tropischen Stadtstaat Singapur in Südostasien verbracht. 
Die JCUS ist Teil einer im weltweiten Ranking sehr erfolgreichen Universität in Australien und hat ein Trimester- statt Semester-System. Der Bewerbungsprozess an der Uni ist nicht besonders schwer, benötigt aber viele Unterlagen. Singapur ist in Teilen noch bürokratischer als Deutschland. Ich habe damals einfach eine E-Mail-Adresse auf der Website angeschrieben, bei der es sich dann um die Koordinatorin des Study Abroad Programs für Europa handelte. Sie hat mir dann bei jedem weiteren Schritt geholfen. Generell hilft aber vielen neben der Website eine kostenlose Organisation wie Gostralia. 
Die Wohnungssuche in Singapur ist nicht leicht. Mietpreise sind horrend hoch, besonders wenn man Ansprüche hat. Die meisten meiner Kommilitonen und ich haben in Condominiums gewohnt. Hier lebt man in einer WG mit 2-4 anderen, die Studierende sein können, aber nicht müssen. Condos haben für gewöhnlich einen Pool, Fitness-Raum und Security. Die JCU hat eine Accomodation-Abteilung, die verschiedene Zimmer gelistet hat und dich an die Vermieter weitervermittelt, das haben viele von uns genutzt, manche in den Wochen vorher und manche erst vor Ort. Vom Stadtviertel her haben die meisten in Geylang gewohnt, wo sich auch die Uni befindet. Obgleich sehr praktisch wegen der Nähe zu Uni und zueinander, gebe ich schon mal den Tipp, dass Geylang von Locals nicht umsonst als Ghetto Singapurs gesehen wird.
70 Prozent der Bevölkerung sind Chinesisch, gefolgt von Inder*innen, Malaysier*innen und europäischen Expats. Man lebt ohne Konflikte nebeneinander her, mischen tun sich aber recht wenige. Die Feiertage aller Kulturen werden gefeiert, Chinesisch Neujahr ist jedoch der wichtigste Feiertag des Jahres. Religionen sind so ziemlich alle in Singapur vertreten und man toleriert einander ohne Probleme. Moscheen, hinduistische Tempel und christliche Kirchen nebeneinander prägen das Stadtbild. Diese Multikulturalität ist eine der wichtigsten Eigenarten des Landes. Nicht umsonst wird es Asien für Einsteiger genannt, da man noch leicht auch seinen westlichen Lebensstil pflegen kann und dennoch einfach in mehrere asiatische Kulturen eintauchen kann.
Singapur hat vier Nationalsprachen. Englisch, Chinesisch, Tamil und Malayu. Auch die Unterrichtssprache ist Englisch. Man kommt hier also mit Englisch eigentlich überall problemlos durch, sobald man sich an den sehr starken Akzent gewöhnt hat. Nur selten wäre ein wenig Chinesisch praktisch, wenn man bspw. Auf einem Markt einkauft. Außerdem lernt man sehr schnell ein paar Wörter in „Singlisch“, der eigenen Misch-Masch-Sprache und hängt bald an jeden Satz ein obligatorisches „lah“.
Das Klima ist immer warm, 24/7 und 365 Tage im Jahr braucht man höchstens drinnen in der Klimaanlage eine Jacke. Dafür ist die Luftfeuchtigkeit auch sehr hoch und es regnet ständig, was Bewegung an der frischen Luft anstrengend macht. Generell ist das Wetter unvorhersehbar und auf den Wetterbericht kann man sich nie verlassen. 
Singapurer haben 3 Lieblingsbeschäftigungen: Essen, Trinken und Shoppen. Auch wenn die Stadt durchaus ein paar Gratis Sehenswürdigkeiten, Wanderwege und Strände zu bieten hat, am Ende besteht die meiste Freizeit aus genau diesen Beschäftigungen. Viele der Chinesen essen in Hawker Centern, wo man für 2 Euro schon ein frisch gekochte asiatische Mahlzeit bekommt, aber die meisten Europäer finden diese eher gewöhnungsbedürftig und enden in den teuren Restaurants. Kochen tut man übrigens kaum. Es gibt unendlich viele riesige Shopping-Malls, vielfältige Restaurants und Cafés und vor allem gibt es Bars. Dutzende Rooftop-Bars mit den kreativsten und völlig überteuerten Cocktails warten. Hier macht das Singapurer Leben dann richtig Spaß und man lernt bei Champagner viele reiche Locals kennen, die erklären, dass die unzähligen Regeln und Gesetze mit viel Geld nicht gelten, und dir zeigen, wie sehr man sein Leben in Beach-Clubs und Yachten, Sterne-Restaurants und weltberühmten Bars, Luxushotels und auf Reisen durch Südostasien genießen kann.
Die Stadt ist sehr wohlhabend, hübsch, gut strukturiert und vor allem sicher. Man weiß die stetige Kamera-Überwachung schnell zu schätzen. Auch wenn Regeln teils streng sind, die Dinge hier funktionieren einfach. Mich als Frau nachts komplett sicher zu fühlen, war ein unvergleichliches Gefühl. Mir hat die Ordnung, Sauberkeit und Zuverlässigkeit hinterher schnell gefehlt.
Die Öffentlichen Verkehrsmittel in Singapur sind günstig und zuverlässig. Es gibt die MRT (U-Bahn) sowie die Busse. MRTs fahren alle fünf Minuten und verbinden alles schnell und sauber, modern und einfach miteinander. Busse sind auch pünktlich und gut, und oftmals praktischer, allerdings ist man hier ohne Google Maps verloren, da Stationen oft nicht angesagt werden.
Das Studium in Asien ist herausfordernder als in Deutschland. Generell fand ich das Niveau nicht höher oder schwieriger. Teilweise wurden Dinge sehr genau und mehrfach erklärt und wenig Denken war noch erfordert. Mir kam es auch oft vor, als seien die Europäischen Studierenden die einzigen, die in den Tutorials etwas beitragen und generell weniger Probleme mit der Schwierigkeit haben. Allerdings besteht jeder der Kurse aus einigen Prüfungsteilen und mitten im Semester ist man dann schon sehr mit vielen Hausarbeiten und Quizzes beschäftigt. Allgemein fand ich aber die Lehrpersonen freundlich, fair und kompetent. Gute Noten sind mit Fleiß gut möglich. Nach Covid kommt aber auch wieder mehr Präsenz und Pflicht-Campus-Anwesenheit, das ändert das Ganze nochmal.
Mein wichtigster Tipp: Mehr Geld einplanen als man denkt. Ich habe eindeutig über meinem Budget gelebt und das war gut so. Singapur ist teuer und wenn man die Stadt richtig genießen will, dann ist es noch teurer. Ansonsten ist es sehr leicht, sich einzuleben und alles zu verstehen.
Fazit: Meine Zeit in Singapur war die Beste meines Lebens. Das Land hat seine Nachteile und gerade Corona hat es mir nicht leicht gemacht, aber ich konnte mich ohne Probleme in das Land verlieben. Der Spaziergang um die Marina Bay bei Nacht wird niemals langweilig und ich gehe mit einigen Tränen in den Augen. Auch wenn die Uni teils herausfordernd ist, bin ich zufrieden mit der JCU und bin 100 Prozent glücklich mit meiner Entscheidung. Klare Empfehlung!