


Erfahrungsbericht
Emily G., Medizintechnische Systeme, 3. Semester, Estland, Talinn,Tallinn University of Technology (TalTech), Wintersemester 2024/25
Tallinn – eine Stadt die mehr zu bieten hat als Kopfsteinpflaster und Kälte
Bewerbungsprozess
Für den Bewerbungsprozess bekommt man von beiden Seiten (HOST und TalTech) sehr gute Unterstützung. Auf Seiten der TalTech findet ein paar Monate vor Semesterstart eine Online- Informationsveranstaltung statt, bei der man über den Ablauf des Semesters informiert wird sowie weitere wichtige Informationen erhält. Für die Kurswahl wird eine Liste mit englischsprachigen Kursen bereitgestellt, aus welcher man dann seine Kurse auswählt.
Unterkunft
Über die TalTech habe ich ein Platz im Academic Hostel Endla 4 bekommen. Alternativ kann man auch im Akadeemia tee 11/1 (direkt neben der TalTech) unterkommen. Das Endla 4 ist in Fußnähe zur Innenstadt (ca. 10 Minuten). Zur TalTech besteht eine direkte Anbindung mit dem Bus, welcher nach der Registrierung als Einwohner kostenlos genutzt werden. Das Hostel nimmt für die Registrierung über den Verteiler der TalTech Kontakt zu den Studierenden auf. Im Endla 4 kann man zwischen einem Einzel- und Doppelzimmer zu wählen. Insgesamt waren wir dort ca. 45 Erasmus-Studenten, wobei die Badezimmer sowie die Küche geteilt werden. Zudem hat das Endla 4 einen Gemeinschaftraum, der für die gemeinsamen Aktivitäten, v.a. Partys aber auch Spielabende und natürlich zum Essen genutzt wird. Die Gemeinschaftsräume werden täglich durch eine Reinigungskraft gereinigt. Ich kann das Endla 4 definitiv jedem empfehlen, der offen für neue Leute ist und Lust auf Party und Gesellschaft hat. Für mich war es die beste Entscheidung dort unterzukommen.
Sprache & Kultur
Estnisch ist meiner Meinung nach eine sehr lustig klingende Sprache, die aber schwierig zum Lernen ist. Ich habe den „Estonian Language & Culture“ Kurs belegt, damit ich zumindest ein paar Wörter auf Estnisch lerne. In dem Kurs lernt man auch einige interessante Dinge über die estnische Kultur. Esten sind grundsätzlich eher verschlossene Menschen, trotzdem lernte ich durch meine Kurse sehr nette Esten kennen, mit denen ich mich sehr gut verstand.
Universität & Studium
Die TalTech ist eine sehr moderne Universität mit einem großen Campus, welcher ca. 25 Minuten mit dem Bus von der Altstadt entfernt liegt. Zum Campus gehört noch ein Sportzentrum mit Fitnessstudio, das sehr gut ausgestattet ist. Außerdem gibt es viele verschiedene Sportkurse wie Volleyball, Fußball, Zirkeltraining, Krafttraining, Tischtennis etc. Wenn man das Modul „Basics of Physical Movement“ belegt, kann man die Sportangebote kostenlos nutzen, was definitiv zu empfehlen ist. Man bekommt dafür auch 3 ECTS, wenn man mindestens 24-mal beim Sport war, 3 Sportveranstaltungen besucht hat und eine Selbstanalyse gemacht hat. Zudem gibt es auf dem Campus einige Cafés und Mensen, die ich allerdings nicht unbedingt empfehlen kann, da die Preise recht hoch sind und es nur sehr wenige vegetarische oder vegane Optionen gibt.
Die TalTech nutzt die Lernplattform Moodle für die Lerninhalte und das Studieninformationssystem ÕIS für die Studienorganisation, z.B. für die Registrierung der Kurse und die Eintragung der Noten. In allen meinen Modulen (hauptsächlich aus dem Bereich Engineering) waren über das gesamte Semester fast wöchentlich Assignments und Präsentationen anzufertigen, welche mit in die Endnote eingeflossen sind. Trotz der wöchentlichen Abgaben waren die Kurse definitiv machbar und es war sehr angenehm am Ende des Semesters kaum Prüfungen zu haben.
Freizeit & Reisen
Das Erasmus Student Network (ESN) organisiert eine Menge an Aktivitäten und Partys, wie Karaoke, PubCrawls, Minigolf oder Kochabende. Außerdem organisiert die Bar Gruuv jeden Mittwoch ein Bierpong-Turnier. Clubs gibt es in Tallinn auch einige. Wir haben aber auch privat einiges organisiert, wie z.B. Mottopartys im Endla 4 oder Ausflüge. Besonders empfehlenswert ist es sich ein Auto zu mieten und an der Küste entlangzufahren und die Nationalparks zu besuchen. Besonders gut gefallen hat mir der Laheema Nationalpark und das ehemalige Gefängnis in Rummu. Auch über das Wochenende haben wir einige Reisen gemacht, z.B. nach Riga, Helsinki (Tagesausflug), Südfinnland (u.a. Turku), Stockholm, Hiiumaa und natürlich nach Lappland. Meiner Meinung nach ist es ein absolutes MUSS mit nach Lappland zu fahren. Organisiert wird die Reise von Timetravels, sodass man sich um nichts selbst kümmern muss. Es werden viele Aktivitäten angeboten, wie z.B. eine Husky- Schlittenfahrt, Langlaufen, Schneeschuh wanden, Besuch einer Rentier-Farm, Ice Fishing, Sauna und baden im Arctic Ocean und natürlich die Möglichkeit unglaublich beeindruckende Polarlichter zu sehen. Die Reise war definitiv das Highlight des gesamten Semesters. Nach dem Semester in Tallinn bin ich noch mit einigen Erasmus-Freunden durch das Baltikum (Riga, Palanga, Vilnius) und Norwegen (Oslo, Bergen, Hemsedal) gereist.
Fazit
Mein Auslandssemester in Tallinn war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Ich habe sehr viel erlebt und gesehen und viele tolle Menschen kennengelernt. Unvergesslich sind auch die Party im Endla 4. Alles in allem kann ich jedem empfehlen, ein Auslandssemester in Tallinn zu machen. Es war eine wunderschöne, erlebnisreiche Zeit, die ich nicht missen möchte.