Erst Heizung runter, dann das Fenster auf, so viel Licht wie nötig an, nicht so viel wie möglich – Was vielen daheim sehr leichtfällt, klappt im Büro manchmal noch nicht so gut. Es sind andere Abläufe, andere Gewohnheiten, vielleicht ein bisschen Fahrlässigkeit, aber selten böser Wille. Mit dem Ziel der Hochschule Stralsund, klimafreundliche Hochschule zu werden, soll vor allem auch ein Umdenken und so ein bewussteres und nachhaltigeres Handeln angeregt werden. Ein Riesenthema: Müll. Ein vermeintlich kleines Thema mit riesiger Tragweite: Die Umgestaltung der Sanitäranlagen, die in Dezernat I geplant, beantragt, begleitet und umgesetzt wurde.
Mit effektiven Mini-Steps zu mehr Nachhaltigkeit: Die Umgestaltung der Sanitärräume
Was daheim unproblematische Arbeitsschritte sind, bedeutet in größeren Liegenschaften einiges an Aufwand und Ressourcen. Funktionieren Papiertuch-Spender schlecht, kommen nur unbrauchbare Schnipsel oder ganze Stapel Papier heraus, rechnen sich solche Verschwendungen mal 250 Mitarbeiter plus 1.800 Studierende. Um solche Stellschrauben zu nutzen, hat das Dezernat 1 bei der ohnehin gebotenen Sanierung der Sanitärräume auf nachhaltige Partner gesetzt. Bei den neu angebrachten Spendern wird bspw. eine „effektivere“, also länger haltende, Schaumseife genutzt, statt massiven Flüssigseifenverbrauch zu verbuchen. Wirkt trivial, aber bedenkt man, dass auf dem ganzen Campus 156 Toiletten sind und dort weit mehr als 4.000 Hände gewaschen werden wollen, ist die Bilanz plötzlich interessant. So viele Sanitäreinrichtungen bedeuten auch viel Arbeitsaufwand. Bisher brauchten die Reinigungskräfte 65 Schlüssel um die unterschiedlichen Spendersysteme aufzufüllen, das ist nicht nur unnötig, sondern auch hinsichtlich des Arbeitsaufwandes ungünstig. Mit nur einem Schlüssel werden jetzt auch personelle Ressourcen ein wenig geschont. Seit Oktober 2024 sind alle Sanitärräume umgerüstet.
Müll-Thema
Wenig schillernd, aber für die Nachhaltigkeit eine essentielle Stellschraube, ist der Müll.
Im Mai 2024 führte die AG und Rektoratskommission Nachhaltiger Campus eine Online-Umfrage durch. Den Rahmen bot das Projekt „Zukunftsforum Klimafreundliche Hochschulen“. Die befragten Mitarbeitenden und Studierenden nannten Abfalltrennung am häufigsten als eine der zentralen Maßnahmen, um die Hochschule nachhaltiger zu gestalten. Problem: „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass zwei Drittel der Studierenden und Mitarbeitenden bisher keine hochschulweiten Abfalltrennungsmöglichkeiten wahrnehmen können“, erklärt Wencke Wendlandt, die die AG ins Leben rief und vorantreibt. Theoretisch gibt es Trennmöglichkeiten – In den meisten Küchen stehen getrennte Abfallbehälter, allerdings mit teilweise verwirrendem Farbsystem. Dezernat I hat sich der Sache angenommen, in enger Absprache mit Kanzler Fabian Berger: „Das Schöne ist: Die allermeisten Mitarbeitenden sowie Studierenden und wir, möchten das Gleiche – verantwortungsvoll und einfach Müll trennen. An letzterem haperte es, aber das wird sich ändern.“
Neues Trennsystem
In den Fluren sollen bis spätestens Herbst je meist zwei Abfalltrennungsmöglichkeiten eingerichtet werden – in allen Gebäuden auf dem Campus. Die Behälter enthalten das bekannte Farbschema – Schwarz für Restmüll, Gelb für Plastik- und Leichtverpackungen, Braun für Biomüll. Papiermüll (und nur dieser) ist in den Büros zu entsorgen oder bei größerem Anfall auch einfach auf den Müllsammelplätzen, wie es sie auch jetzt schon beispielsweise im Innenhof von Haus 4, 19 und 21 gibt. Wer seinen Papiermülleimer mangels Vertrauens in die Abfalltrennung der Firma, die vertraglich fixiert wird, oder Bequemlichkeit zweckentfremdet, lebt selbst mit den Konsequenzen. Nur noch einmal wöchentlich wird der Papiermüll in den Büros geleert. Dass es so gut nicht um die Halbwertszeit der Geruchsneutralität einer Bananenschale bestellt ist, lässt sich ausmalen …
Zahlen, Fakten, Nice to know
- Große Abfallsammelbehälter (auch einer für Glas) stehen bereits an Haus 4 bzw. der Sporthalle im Innenhof, Haus 6, Haus 19, Haus 20 und Haus 21. Dort entleert die Reinigungsfirma auch Restmüll, Papier und Plastikmüll. Wenn dort in einzelnen Tonnen zu viel Müll anfällt, sind es unsere Hausmeister, die den Müll umverteilen.
- Warum zu viel Müll anfällt, auch in der aktuellen Situation? – Weil teilweise illegal auf dem Hochschulgelände Müll entsorgt wird. Wer so etwas sieht, weist gern darauf hin, dass das kein öffentlicher Entsorgungsplatz ist. Hinter Haus 18 landet leider auch Sperrmüll, der nicht von der HOST stammt.
- Schreddern? – Verbraucht mit den herkömmlichen kleinen Büro-Geräten sehr viel Energie. Besser: Datentonnen können über die Sekretariate der Fakultäten oder über Dezernat I, Claudia Heller, angefragt werden.
- Sanitäranlagen in Zahlen: 156 WC-Kabinen, 134 Seifenspender, 122 Papierhandtuchspender, 156 Toilettenpapierspender, 62 Papierkörbe in Waschräumen
Mehr Support
„Die Einführung einer hochschulweiten Abfalltrennung und entsprechenden Entsorgung ist ein großer und sichtbarer Hebel für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit an unserer Hochschule“, sagt Wencke Wendlandt. Nahezu unermüdlich packt sie Themen wie dieses an. Was sie und ihr Team gebrauchen können, ist Support. In Form der
- Teilnahme an den AG-Treffen,
- dem Mitorganisieren eines Arbeitseinsatzes, um den Campus zu begrünen,
- durch die Übernahme eigener kleiner Projekte (Wiederbelebung Tauschwagen, Betreuen eigener Blühflächen, Hochbeete)
- Anbieten von Weiterbildungen Richtung Umweltbildung/Nachhaltigkeit bei entsprechender Kompetenz – gern inhouse
- Einbringen in eine mögliche offene Ringvorlesung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit
- Und natürlich immer durch die Kooperation zum Beispiel für eine vernünftige Mülltrennung, die uns als HOST weiter Richtung klimafreundliche Hochschule bringt
- sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie siehe in den News Sind wir (bald) eine klimafreundliche Hochschule? - Hochschule Stralsund
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