Welche Kriterien muss ich bei der Auswahl von Zeitschriftenartikeln beachten?

Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet auch, die gefundene Literatur zu bewerten und kritisch zu hinterfragen. Die folgenden Kriterien helfen Ihnen dabei die Qualität und Relevanz von Zeitschriftenartikeln zu erkennen:

Currency (Aktualität)

  • Bezieht sich der Autor auf aktuelle Quellen? Nutzt er aktuelle Statistiken und Studien?
  • Bei Theoriediskursen, bei der Auseinandersetzung mit einschlägigen Klassikern (Keynes, Marx, Platon) oder bei historischen Analysen: Wurden die Primärquellen und Ausgaben herangezogen, die in der Forschungscommunity als Standard gelten?

Purpose (Intention des Aufsatzes, Zweck)

  • Für welche Zielgruppe ist der Artikel geschrieben - die allgemeine Öffentlichkeit oder die Forschungscommunity?
  • Ist der/die Autor*in im Rahmen unternehmerischer Tätigkeiten beratend aktiv, d. h. könnte u. U. seine/ihre wissenschaftliche Objektivität beeinträchtigt sein?

Authority (Reputation, Expertise des Autors bzw. Zugehörigkeit zu einer Institution)

  • Arbeitet der/die Autor*in in einer Hochschul- oder Forschungseinrichtung?
  • Hat der/die Autor*in weitere einschlägige Artikel zum Thema publiziert?

Accuracy (Nachweis, Dokumentation)

  • Belegt der Autor seine Aussagen mit Literaturstellen? 
  • Enthält der Artikel ein Literaturverzeichnis?

Relevance (Relevanz für das eigene Thema)

  • Welche Schlagworte hat der Autor vergeben? 
  • Was sagt das Abstract?
  • Welchen Eindruck erhalte ich beim Querlesen der Überschriften, der Diskussion und des Fazits - ist der Artikel für mein Thema relevant?

Reputation des Verlages

Wird die Zeitschrift von einschlägig bekannten Verlagen (Springer, Taylor & Franics, Routledge o. ä.) oder Forschungseinrichtungen publiziert?

Ranking

Gehört die Zeitschrift zu den einschlägigen Fachzeitschriften des Fachgebiets? Diese sind häufig in einem Ranking aufgeführt. Je höher das Ranking, desto besser ist die Zeitschrift.

Zeitschriften-Rankings stützen sich auf:

Zitationsanalysen
Für die Ermittlung des Impact Factors werden Literaturverzeichnisse aus Zeitschriftenaufsätzen ausgewertet. Je häufiger aus einer Zeitschrift zitiert wird, desto höher ist der "Impact" dieser Zeitschrift für das betreffende Fachgebiet.
Beispiel: Journal Citation Reports (JCR)

Umfragen unter Forschenden
Forschende ordnen die Zeitschriften in Kategorien (A+, A, B, C, D, E). Artikel aus einer A-Zeitschrift werden in der Fachwelt als sehr hochwertig angesehen.
Beispiel: VHB-JOURQUAL-Ranking (Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft)

Wo finde ich das Ranking einer Zeitschrift?

Peer-Review-Verfahren

Hat die Zeitschrift ein Peer-Review-Verfahren für die Veröffentlichung der Artikel? "Peer-Review" ist ein Merkmal für die Qualität eines Artikels. In den Haus- und Abschlussarbeiten werden deshalb Zitate aus "Peer-reviewed"-Artikel sehr gern von Lehrenden gesehen.

Ist ein Artikel "peer-reviewed", dann wurde dieser von unabhängigen Gutachtern bewertet, d. h. von Wissenschaftlern des selben Fachgebiets, sogenannten "Peers" (engl. für "Ebenbürtige; Gleichrangige") (vgl. Bibliotheksglossar Humboldt-Universität zu Berlin).

Das Peer-Review-Verfahren ist das gängigste Verfahren der Qualitätsprüfung vor Veröffentlichung von Beiträgen in wissenschaftlichen Zeitschriften. Umgekehrt gilt die Anwendung des Peer-Review-Verfahrens als wichtiger Faktor bei der Einschätzung der Bedeutung einer wissenschaftlichen Zeitschrift. Das Youtube-Video "Peer Review in 3 Minutes" (NCSU Libraries, 2014) erklärt den Prozess kurz und knapp.

Struktur des Artikels

Gibt es ein Abstract, eine Einleitung, eine Darstellung des aktuellen Forschungsstandes und der Forschungsfrage, einen Ergebnis- und Diskussionsteil sowie ein Fazit? Gibt es ein Literaturverzeichnis?

Auch die Reputation des Verlages, das Ranking sowie das Peer-Review einer Zeitschrift und die Struktur eines Artikels helfen Ihnen bei der Bewertung von Zeitschriftenbeiträgen. Erfahren Sie hier mehr dazu: