Wenn Künstliche Intelligenz dem Gemeinwohl dient

iKIDO-Projekt stärkt die KI-Kompetenz Jugendlicher und trägt zu verantwortungsvollerem Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Gesellschaft bei. Erste Ergebnisse werden im Juli deutschlandweit veröffentlicht.

ein lächelnder Mann mit verschränkten Armen: Prof. Dr. Jasminko Novak
Prof. Dr. Jasminko Novak
eine junge Frau im Porträt: Sarah Gnoth
Sarah Gnoth
Teilnehmer*innen eines Workshops sitzen gemeinsam am Tisch
Foto: (c) iKIDO-Projekt
eine junge Frau steht auf einer Bühne und spricht, hinter hier auf einer Tafel die Aufschrift "Kein Wunder"
Sarah Gnoth bei der Civic Coding-Pitch Night. Foto: (c) Thomas Rafalzyk

„Jeder von uns macht jeden Tag Erfahrungen mit KI, aber oft ohne es zu wissen“, sagt Sarah Gnoth, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt iKIDO an der Hochschule Stralsund. Das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Projekt hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die KI-Kompetenz Jugendlicher zu stärken und somit ihre Digitale Souveränität.

Dafür hat das Projektteam (Digitale) KI-Erfahrungsräume entwickelt. Das sind interaktive KI-Anwendungsbeispiele, die es ermöglichen Künstliche Intelligenz transparent zu erleben und durch spielerische Erkundung ein intuitives Verständnis der Grundprinzipien der KI zu entwickeln. Der erste KI-Erfahrungsraum zu KI-gestützter Bilderkennung und Bildgenerierung wurde bereits in Workshops mit 153 Jugendlichen und 17 Pädagog*innen, die später Jugendliche in KI-Kompetenz trainieren können, erfolgreich getestet und ist auf großen Zuspruch gestoßen. Die Teilnehmer*innen stammten aus dem Raum Stralsund und dem Raum Berlin.

 

Mission und Partner des Projektes

„Ein souveräner Umgang mit KI stellt eine große Herausforderung für das Gemeinwohl dar, insbesondere für Zielgruppen, die den Risiken intransparenter und unreflektierter Anwendung von KI besonders ausgesetzt sind. Das Projekt iKIDO entwickelt neue Lösungen, die es Jugendlichen ermöglichen, grundlegende Funktionsprinzipien Künstlicher Intelligenz zu verstehen, um sie sicherer nutzen und ihre Potentiale und Risiken nachvollziehen zu können.“

Prof. Dr. Jasminko Novak ist Leiter des Competence Centers “Human-Centered Intelligent Systems & Sustainability” am IACS der Hochschule Stralsund (Institute for Applied Computer Science). Dieses ist zuständig für Projektleitung sowie für die Konzeption, Gestaltung und Erprobung der KI-Erfahrungsräume. Im Projekt sind für die Hochschule Stralsund neben Prof. Dr. Novak auch die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Sarah Gnoth und Jessica Laufer tätig. Das Projekt startete Anfang 2023. Die Hochschule ist Lead-Partner.

Weitere Partner sind das European Institute for Participatory Media e.V.. Es entwickelt die Methodik für die Partizipative Entwicklung & Gestaltung (inklusive Design Thinking und Gamifizierung) sowie das UX-Design und die technische Implementierung. Das Medienkompetenzzentrum Reinickendorf e.V. unterstützt die mediendidaktische Konzeption und Durchführung der Erprobungs-Workshops, sowie den Aufbau der Multiplikatoren-Community für die Verbreitung.

Assoziierte Partner sind die Initiative MINT Zukunft Schaffen e.V. und der MakerPort Stralsund. Die Initiative MINT Zukunft Schaffen e.V. unterstützt die Verbreitung der Projektergebnisse an mehr als 2.000 Schulen mit 800.000 Schülern und 70.000 Lehrer, sowie 20.000 ehrenamtliche Trainer*innen. Der MakerPort Stralsund unterstützt die Organisation und Durchführung der Erprobungs-Workshops mit den Zielgruppen.

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

 

iKIDO beim Digital-Gipfel und als Projekt für das Gemeinwohl

Beim Digital-Gipfel unter dem Schwerpunktthema „Digitale Transformation in einer Zeit des Wandels: Nachhaltig, widerstandsfähig und zukunftsorientiert“ am 20. November in Jena war iKIDO eines von zwölf vorgestellten Projekten. In der Civic Coding-Pitch Night vertrat Sarah Gnoth das Team der Hochschule Stralsund. Bei der Veranstaltung sollten Vertreter*innen unterschiedlicher gemeinwohlorientierter KI-Projekte vorstellen, wie KI-Anwendungen sozial, nachhaltig und partizipativ gestaltet werden können.

Civic Codingist eine Initiative mit dem Untertitel „Innovationsnetz KI für das Gemeinwohl". Sie bringt gezielt Initiator*innen gemeinwohlorientierter KI-Projekte mit potenziellem Unterstützer*innen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zusammen, um potenzielle Unterstützungsmöglichkeiten, gemeinsame Anwendungsfelder sowie mögliche Partnerschaften zu eruieren. Ziel des Innovationsnetzes ist es, mithilfe von KI konkrete Probleme der Gesellschaft zu lösen. Daher unterstützt es gemeinwohlorientierte KI-Projekte auf ihrem Weg, von einer guten Idee über ein ausgereiftes Konzept hin zu einer fertigen KI-Anwendung zu gelangen.

Sarah Gnoth hat an der Hochschule Stralsund International Management Studies in the Baltic Sea Region (BMS) im Bachelor studiert und mit dem Master Wirtschaftsinformatik ein Interessenfeld vertieft. Seit April 2022 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule im Competence Center “ Human-Centered Intelligent Systems & Sustainability” (Leitung Prof. Dr. Jasminko Novak) am Institute for Applied Computer Science tätig.  

 

Die konkrete Arbeit im Projekt

„Wir stellen uns Fragen wie „Was müssen Jugendliche über KI wissen? Wie vermitteln wir das?“, erklärt Sarah Gnoth. Ein großer Teil der Arbeit sei wissenschaftliche Recherche zu Vermittlungsstrategien, Lösungsansätzen. Dieses Wissen fließt in die KI-Erfahrungsräume zu Bilderkennung und -generierung sowie in den nächsten Erfahrungsraum zu Sprachmodellen, der aktuell in der Vorbereitung ist, ein.

„Wir arbeiten das konzeptionell auf und erproben es in Workshops“, erklärt Sarah Gnoth. Der Ansatz ist, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit KI erst möglich wird, wenn ein geeignetes Verständnis grundlegender Prinzipien und unvertrauter Eigenschaften von KI, ihrer Potentiale und Risiken in verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen vorhanden ist. Das Team hat sich in diesem Projekt auf Jugendliche spezialisiert, die zum einen die Fachkräfte von morgen sind, die es zu qualifizieren gilt, „die aber auch besonders schützenswert sind, es ist uns wichtig, bei ihnen kritisches Hinterfragen zu kultivieren“.

Mehr als 5 Workshops mit mehr als 150 Schüler*innen zwischen 14 und 16 Jahren dienten dem schon, sind aber auch Basis, dass sich das Angebot weiterentwickelt. Die bisherigen Teilnehmer*innen kamen über das Medienkompetenzzentrum Reinickendorf sowie Schüler*innen-Angebote an der HOST zu iKIDO. „Es ist erstaunlich, wie interessiert und aufgeschlossen die Jugendlichen oft sind. Zudem hat mich überrascht, dass sie tatsächlich schon einiges wissen“, sagt Sarah Gnoth. Chance und Risiko zugleich: „Es gibt Wissen, Halbwissen und Wissen, dass ihnen wirklich hilft. Wir wollen ihnen Wissen an die Hand geben, um zu reflektieren“.

Ablauf im Workshop

Was weiß man über KI? Und welche Erfahrungen hat man gemacht? Das besprechen die Projektmitarbeitenden bei iKIDO. „KI ist ja so ein ominöses Buzzword“, sagt Sarah Gnoth. Jeder mache seine Erfahrungen damit, oft ohne es zu wissen. In den Workshops gibt es mehrere interaktive KI-Experimente, welche in realistische Anwendungsszenarien eingebettet sind, um auf spielerische Weise herauszufinden, was KI-gestützte Bilderkennung eigentlich ist. „Sie experimentieren und reflektieren aus ihren Erfahrungen, um dann neue Erkenntnisse zu erlangen – und das ohne programmieren zu müssen“, erklärt Sarah Gnoth. Ihr erlangtes Wissen können die Schüler*innen auch direkt anwenden, „zum Beispiel indem sie Ideen für eine eigene KI-Anwendungen sammeln und prototypisch umsetzen“. Um Jugendlichen einen möglichst niedrigschwelligen Einstieg zu ermöglichen, hat das Team von iKIDO ein eigenes KI-Tool entwickelt, welches für mehr Transparenz sorgen soll. Ein Schüler*innen-Team habe sich so zur Aufgabe gemacht, einer KI-Anwendung beizubringen, Pflanzenkrankheiten zu erkennen. „Dafür müssen sie überlegen, was braucht es dafür, welche Daten und wie sie das System mit ihnen trainieren und testen“, erklärt sie. Diese Erfahrungen prägen.

Die Workshops nehmen eine Form der KI-Erfahrungsräume an, es gibt aber auch noch freiere Formate, die im Moment entwickelt werden. Die Ergebnisse des ersten Erfahrungsraums zu Bild-Erkennung und -Generierung sollen im Juli veröffentlicht werden.