Präsenzlehre ist und bleibt das Ziel der Hochschule Stralsund. „Umstände wie die Pandemie oder nun die Energiekrise bringen das Thema Online-Lehre selbstverständlich auf die Agenda. Aber sie ist tendenziell eine Notlösung, um die Lehre aufrechtzuerhalten“, sagt die Rektorin der Hochschule Stralsund, Prof. Dr.-Ing Petra Maier, „Präsenzlehre ist unsere Präferenz, vor allem weil wir die Lehre ja auch dennoch um Online-Formate bereichern können.“
In einer Podiumsdiskussion sind am Mittwoch, 11. Januar, im Auditorium Maximum die Vor- und Nachtteile der Hybrider Lehre erörtert worden. Geladen hatte Prof. Dr. Michael Koch, Prorektor für Studium und Lehre und Vertreter der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik, seine Kollegen Prof. Dr. Heiko Auerbach (Fakultät für Wirtschaft), Prof. Dr.-Ing. Holger Türr (Fakultät für Maschinenbau), Paul Maaß vom AStA und René Schülke, Datenschutzbeauftragter der HOST.
Hybride Lehre bietet Studierenden viele Vorteile, verdeutlichte Prof. Dr. Auerbach. Vor allem jenen, die nebenberuflich tätig oder familiär eingebunden sind. Auch die virtuelle Kommunikation mit Studierenden während ihres Praktikums oder des Verfassens ihrer Abschlussarbeit mache alle Beteiligten unabhängig von Raum und Zeit. Aber fest steht für ihn auch: „Lehrende sollten ein Arbeitsumfeld vorfinden, in dem sie sich voll und ganz auf ihre Kernaufgabe – das Lehren – konzentrieren können. Hybride Lehre birgt ein hohes Stresspotenzial in sich. Wenn Lehrende sowohl vor, während und nach Vorlesungen damit beschäftigt sind, Bild- und Tontechnik zu verkabeln als auch zeitgleich zwei Zielgruppen – physisch und virtuell anwesende Studierende – für die Studieninhalte zu begeistern, kann unter diesem zusätzlichen Koordinationsbedarf die Qualität der Lehre leiden. Es besteht die Gefahr, dass sich Lehrende nicht zu 100 Prozent auf das Wesentliche – die interaktive Vermittlung von Wissen – konzentrieren können, wenn man quasi en passant die Technik so im Griff haben muss, dass man seinen eigenen Qualitätsansprüchen und den der Studierenden gerecht wird.“
Auch Prof. Dr. Koch betonte in der Podiumsdiskussion durchaus Herausforderungen. „Hybride Lehre ist ein immenser Zeitaufwand“, räumte er ein, zudem müsse sie so gestaltet werden, dass sie einfach durchzuführen ist, rein technisch betrachtet, aber dennoch die Qualität nicht leidet. Zu Qualität der Lehre gehören insbesondere die soziale Interaktion und Gruppendynamik, die schnell auf der Strecke bleiben können. Den Aufwand sah auch Prof. Dr. Türr. So sei es aus seiner Warte auch nicht möglich, alle Hörsäle hybrid zu gestalten. „Es ist auch keine Lösung einige Hörsäle hybrid auszustatten. Eine bessere Lösung wäre die mobile Ausstattung über Streamingkameras, welche schon vorhanden sind. Das ist eine relativ kostengünstige Variante. Alle Varianten führen jedoch nicht zu einer Perfektion. Das ist jedoch auch nicht das Ziel. Das Ziel ist es, erstmal Hybride Lehre anzubieten“, plädierte Prof. Dr. Türr. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit würde sie stressfreier möglich werden, war er sich sicher. Er sprach sich für Hybride Lehre aus, um mit der Digitalisierung zu gehen, aber ohne auf Präsenzlehre zu verzichten. Und natürlich müssen solche Formate auch organisiert werden und zwar datenschutzkonform. Dazu brachte sich der Datenschutzbeauftragte René Schülke ein. So müssen bei der Aufzeichnung von Veranstaltungen mehr Einwilligungen und Genehmigungen eingeholt werden als beim Livestream von Veranstaltungen, erklärte er. Zudem sind Datenschutzgrundverordnung, Bundes- und Landesdatenschutzgesetz, Urheberrechtsgesetz, Grundgesetz und Kunsturhebergesetz zu beachten und die Programme und Umsetzungsformen damit abzuwägen beziehungsweise in Einklang zu bringen. Ein hoher Aufwand, aber einer der sich lohnen könnte. Der studentische Vertreter Paul Maaß betonte: Aus verschiedensten Gründen wie Arbeit, dem Wohnort, Krankheit oder Kindern bestünde ein großer Wunsch der Studiereden nach Hybrider Lehre. „Wir machen Hybride Lehre für Leute, die studieren möchten und motiviert sind, es jedoch zeitlich nicht schaffen hierher zu kommen. Das ist ganz wichtig“, sagte er.