Mit ihrer Arbeitsgemeinschaft und Rektoratskommission Nachhaltiger Campus hat die Hochschule Stralsund sich eine Aufgabe gesetzt, versteht Hochschule als Vorbild, als Vorreiter und Wegbereiter auch für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Ressourcen und einen angepassten CO2-Fußabdruck. Mit dem Zukunftsforum Klimafreundliche Hochschule, dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Verbundprojekt unter der Leitung von netzwerk n e.V. und in Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen, bekommt dieses Bestreben mehr Verbindlichkeit. In einem großen wichtigen Schritt des mittlerweile seit einem Jahr laufenden Projekts hat AG-Mitglied und Energie-Experte Martin Hayduk vom Institut für Regenerative EnergieSysteme der HOST (IRES), eine Treibhausgas-Bilanz für die Hochschule angefertigt.
Die beste Nachricht zu Beginn: Die Hochschule schneidet gut ab hinsichtlich
ihres aktuellen CO2-Fußabdrucks, da vor allem der Sektor Energie mit Strom aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird. So konnten im Jahr 2023 die Emissionen in diesem Bereich um den Faktor 10 von 733,30 auf 73,58 t_CO2/a gesenkt werden.
Aber es gibt noch einige Stellschrauben. Woran liegt das?
„Ein Problem ist tatsächlich: Das Ressourcen-Verständnis ist noch nicht da, auch im Vergleich zum normalen Haushalt“, sagt Martin Hayduk. Der Stromverbrauch der HOST wartet für 2023 mit einer mittleren Leistung von 185,18 Kilowatt auf und einer Energiemenge von 1.622,18 Megawattstunden (MWh). Ein normaler Haushalt bringt es auf 3.000 bis 4.000 Kilowattstunden pro Jahr, also 3 bis 4 Megawattstunden. Unser Verbrauch ist hoch. Aber was können wir tun, um unseren Wert zu senken? „Wir könnten da smart rangehen und Verbraucher gesteuert abschalten“, erklärt der Energiespar-Experte. Bis das von oben umgesetzt wäre, gibt es einzelne einfache Optionen für jeden Mitarbeitenden. „Den Monitor separat ausschalten“, nicht nur den Rechner. Geräte mit Standby-Verbrauch aus der Steckdose ziehen, wenn man geht, ist eh sicherer. Und schlecht wäre es auch nicht, wenn so manche Leuchtstoffröhre noch getauscht würde. Natürlich kann man sagen, die Hochschule bezieht ja schon grünen Strom. Aber mit unserem relativ hohen Grundbedarf verbrauchen wir anderen den grünen Strom weg, findet der Energie-Experte. Daher lohnen sich die Einsparungen natürlich dennoch, erklärt Martin Hayduk.
Hinsichtlich des Wärmebedarfs der HOST lag 2023 die mittlere Leistung bei 439,40 Kilowatt, damit stehen wir nicht gut da – Hier entstehen die meisten Emissionen. Die Energiemenge gesamt machte 4.313,79 Megawattstunden aus, davon 2.778,72 MWh Gas und 1.535,07 MWh für Fernwärme. Letztere beziehen wir seit September/Oktober 2023. Aber woher stammt das Gas – fossil oder Biogas? Es bleiben Fragen für die AG Nachhaltiger Campus, die so nicht gleich zu klären waren.
Was kann der Einzelne tun?
Es ist einfach, es wurde schon etliche Male gesagt. Es wird aber bisher noch nicht konsequent beachtet: Fenster auf, heißt Heizung zu. Der Heizungsregler lässt uns die freie Wahl zwischen 0 und 5 – Hier könnte gedrosselt werden, schlägt Martin Hayduk vor, denn ob man 28 Grad (Stufe 5) wirklich braucht, ist doch stark zu bezweifeln. FunFact: „Und auch, wenn es viele denken, es wird nicht schneller warm, wenn man die Heizung auf 5 dreht, der Regler schließt das Heizungsventil, wenn die Temperatur, die eingestellt ist, erreicht ist und erreicht die Wärme von Stufe 3 nicht schneller, wenn die Heizung auf 5 steht. Nur wenn man es vergisst, sie wieder abzudrehen von 5 auf 3, verschwendet man unnötig Energie.
Stufe 2 übersetzt sich in 16 und Stufe 3 in 20 Grad Celsius. Bei sommerlichen 24 Grad Celsius arbeitet es sich bei Stufe 4.
Offensichtlich: Müll
Einen offensichtlichen Hebel sieht Martin Hayduk noch bei der Mülltrennung. Schmeißt jeder Mitarbeiter den Apfelgriebsch in den Biomüll oder landet er im Papierkorb. Und wie trennt die Firma, die man engagiert? – Einzelne Behälter oder nur einer? Der Dienstleister der HOST müsste überprüft werden. Hier gibt es noch Fragen und nicht nur befriedigende Antworten. Aber wenn die Hochschule den Weg zur Nachhaltigkeit gehen möchte, werden auch unbequeme Fragen dazu gehören (müssen).
Dienstreisen
Fragezeichen schweben auch über dem Thema Dienstreisen. 766 sind erfasst, aber ob die nach Mexiko oder zur Messe nach Rostock führten, ist dabei noch nicht unterteilt. Sie wurden wohl hauptsächlich mit der Bahn unternommen. Aber wie weit? Dieser Bilanz-Punkt basiert auf Annahmen. Die passende Datenbereitstellung wäre bei jetzigen Strukturen viel Arbeit für zu wenig Personal gewesen, Martin Hayduk hat viel Verständnis, aber: So wurde und konnte auch in anderen Bereichen nicht hinlänglich für die Bilanz zugearbeitet werden.
„Aufgrund von analogen Erfassungsprozessen können bedeutende Daten bisher nur abgeschätzt werden (Dienstreisen / Fuhrparkdaten / Abfall / Beschaffung)“, steht daher bisher noch in der Präsentation zur THG-Bilanz.
Pendelverhalten?
Weiterhin sind bisher nur wenig aussagekräftige Daten zum Pendlerverkehr verfügbar, sie stammen aus einer nicht repräsentativen Umfrage an der Hochschule. Zu wenige Mitarbeitende haben sich beteiligt, zu wenig ist über die Strecken bekannt, die sie als Dienstweg zurücklegen – Datenschutz.
Hinsichtlich des Pendelns helfe es, sich einfach bewusst die Frage zu stellen, sagt der Experte: „Welches Verkehrsmittel möchte ich heute nutzen?“ – E-Bike, Roller, Bus, Bahn? Das Rad spart wohl am meisten. „Viele Menschen ändern ihr Verhalten nur, wenn es zwischen Daumen und Zeigefinger wehtut“, sagt Martin Hayduk – ein umweltunfreundliches Verhalten schmerzt dort auf jeden Fall: „Für Kurzstrecken das Verbrenner-Auto zu nutzen.“ Was den Verschleiß stark erhöht und die Kosten auf längere Sicht nach oben treibt. Wer also unter 10 Kilometer Arbeitsweg hat, könnte vielleicht umsteigen wollen – auf Fahrrad, E-Scooter oder über die Anschaffung eines E-Fahrzeugs nachdenken. Wer einen längeren Weg hat und am Laptop arbeiten kann, bleibt vielleicht einen Tag mehr im Homeoffice. „Das ist ein tolles Werkzeug, nicht nur für die Vereinbarkeit, sondern auch zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen“, sagt der Energie-Experte.
Lösung muss von unten kommen
„Es muss bottom-up, also vom Menschen, vom Mitarbeiter/ der Mitarbeiterin selber kommen, weil gesehen wird, dass es so nicht weitergeht“ – Ob bei der Informationsweitergabe für die THG-Bilanz oder den umweltfreundlicheren Maßnahmen im Kleinen. Es braucht eine intrinsische Motivation, einen inneren Antrieb aus Leidenschaft für das Thema. „Wenn die Hochschule wirklich nachhaltig ist, dann bist du auch stolz und identifizierst dich damit“, sagt Martin Hayduk, das habe ihm das Vorbild der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) gezeigt. Sie stemmt das vom Bund geförderte Projekt mit.
„Effizienzsteigerung und Mut zu neuen Denkansätzen könnten Wege zu einer besseren Welt sein“, so Martin Hayduk.
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