Hochschullauf am 9. November ab 10 Uhr – Jubiläumsauflage

Organisator Prof. Dr. Wolfgang Schikorr blickt auf 31-jährige Geschichte „seines“ Laufs an der Hochschule, Wegbereiter wie den schnellsten Kanzler und Besonderheiten

eine Gruppe von laufenden Menschen, ein lächelnder Mann - Kanzler Manfred Hülsmann
Kanzler Manfred Hülsmann beim Hochschullauf
eine Gruppe von laufenden Menschen, bei Herbstwetter mit roten Hochschulfahnen gesäumt
Impression vom 29. Hochschullauf
ein Mann, vermeintlich um die 60/65 vor einem Hochschul-Schild
Prof. Dr. Wolfgang Schikorr

Die junge Hochschule war kaum aus den Angeln gehoben worden, da bekam sie 1994 schon einen eigenen Hochschullauf. Zu verdanken haben wir diese bis heute anhaltende Tradition der Hochschulläufe, Prof. Dr. Wolfgang Schikorr, einem „Professor der zweiten Stunde“, wie er sagt.

„Da kommt man Anfang 1993 als Langstreckenläufer und frisch gebackener Maschinenbau-Professor an die damalige Fachhochschule Stralsund und findet einen Sportplatz und eine Turnhalle – aber keine Sportveranstaltungen. Also sieben Gleichgesinnte an der FH suchen und finden und einen Sportverein gründen, die heutige HSG Stralsund“, so schreibt Schikorr selbst in der Online-Chronik zu 30 Jahre HOST über die Gründung der Hochschulsportgemeinschaft. „Dann neben der Arbeit das machen, was man schon oft gemacht hatte, einen Volkslauf ausrichten. Ermöglicht wurde dies dank der vollen Unterstützung durch die Hochschulverwaltung und die Hochschulleitung. Besonders hervorzuheben ist der damalige Kanzler Manfred Hülsmann als Gründungsmitglied des Vereins und regelmäßig begeisterter Laufteilnehmer“, so Schikorr weiter. Die Läuferszene aus Stralsund und Umgebung wurde schnell auf die Fachhochschule aufmerksam und viele von ihnen sind heute noch als GeSund-Läufer*innen im Verein organisiert.

Sein Ziel nun erreicht, will der Organisator die Leitung abgeben

Mit einer Ausnahme – wegen Corona fiel ein Lauf aus – fand jedes Jahr ein Hochschullauf statt, jedes Jahr federführend organisiert von Prof. Dr. Wolfgang Schikorr. Damit hat er sein Ziel erreicht: 30 Hochschulläufe. Schikorr selbst möchte als Vorsitzender der Hochschulsportgemeinschaft und Organisator des Laufs nun aufhören. Seine Aufgabe ist erfüllt. „Das ganze müsste in jüngere Hände übergehen“, sagt er.  Die eigentliche Organisation des Laufes, Strecken, Flyer, Bewerbung, die Anmeldung bei der Stadt, das Zusammentrommeln der Helfer*innen, das Abklären der Versorgung, das alles fällt in den Aufgabenbereich des Organisators. „Ich habe viel Unterstützung“, sowohl von Ehrenamtlichen als natürlich auch von Mitarbeitenden der Hochschule. Die 25 Helfer*innen, die es direkt am Tag des Laufes braucht für die Anmeldung und das Aushändigen der Startnummern, als Streckenposten und für die Vergabe der Medaillen, sind teilweise Studierende, teilweise Vereinsmitglieder, die zur Laufgruppe gehören oder in der Szene Gebundene. Sie machen das ehrenamtlich, wie Schikorr selbst.

Aber warum macht man das?

„Ich habe als junger Läufer an vielen Veranstaltungen teilgenommen“, sagt der 71-Jährige, „das waren immer andere, die das gemacht haben“, die die Läufe ermöglicht hätten. Dann war er es selbst. An der Elbe, wo er zuvor lebte, hatte er schon einen Volkslauf organisiert über ein paar Jahre. „Ich wusste ja schon, wie das geht.“ Und so startete er auch einfach in Stralsund, setzte Strecken an: 12 Kilometer, dann 16,09 Kilometer also 10 Meilen als Alleinstellungsmerkmal und später 8, ein 4 Kilometer-Lauf, der dann für den Jugendlaufcup  ein 3 Kilometer-Lauf wurde und 1000 Meter für die Kleinsten. Die Streckenführung verlief für die 10 Meilen-Strecke traditionell durch eine Wendeschleife am Prohner See entlang. 2019 machten die Wildschweine durch Umwühlen der Laufstrecke am See eine Änderung notwendig. Durch lang andauernde Baumaßnahmen an der Straße hinter dem Sportplatz zum Wasser mussten Start und Ziel auf den Mensavorplatz verlegt werden.

Strukturen für eine leichtere Übergabe stehen

Der aktuelle 10-Meilen-Streckenverlauf geht über den Uferweg nach Parow, auf den Radweg nach Damitz und weiter bis fast zur Aussichtsplattform Prohn am Wasser entlang und zurück. Die Zeitmessung erfolgt nicht mehr mit Stoppuhr und Programmen, die Kolleg*innen der HOST aufgelegt haben, sondern wurde an eine Firma outgesourct. Die Kosten werden über die Startgelder finanziert. Die Strukturen stehen, sicher würde ein/e Nachfolger*in etwas modifizieren, aber der Lauf als solcher ist perfekt vorbereitet. Tradition haben auch die Medaillen, die kommen nämlich aus keinem Online-Shop: Die Alu-Medaillen für die Hauptläufe werden jedes Jahr im Fertigungslabor gepresst und sind bei Sammler*innen begehrt. Auch für die Siegerehrung und die Staffelung der Läufe selbst gibt es ein funktionierendes Konzept aus der Erfahrung: Der kürzeste, der Kinderlauf, wird zuerst gewürdigt, weil er auch als erster startet. Wenn die Kinder zurück sind, starten die 8er und 16er, dann die 3 Kilometer-Läufer mit etwas Abstand. Um 13 Uhr erfolgt die Siegerehrung. Weil die Nachfrage da ist, werden auch Walking-Distanzen zusätzlich angeboten. „Die sind teilweise so schnell wie die Läufer*innen, das ist schon beachtlich“, sagt Schikorr. Die Geschwindigkeiten insgesamt sind sehr unterschiedlich … alle können und sollen mitmachen, „schnelle Hirsche“, Alltagsläufer*innen oder vor allem ausdauernde, wie Kanzler Manfred Hülsmann, der es gar nicht auf die höchste Geschwindigkeit angelegt hatte, sondern besonders beharrlich war, aber dennoch: Er bekam den Titel „schnellster Kanzler von MV“ und hielt ihn, bis Wismar einen neuen Kanzler, bekam. Schikorr lacht.

Der diesjährige 30. Hochschullauf

Am 9. November um 10 Uhr startet der diesjährige und 30. Hochschullauf. Mehrere Distanzen werden wieder angeboten – 16,09 Kilometer also 10 Meilen, 8 Kilometer, 3 Kilometer und 1 Kilometer für die Kinder. Einige Teilnehmer haben sich schon angemeldet. Der Erfahrung gemäß „kommt der Löwenanteil in der letzten Woche. Der Stamm ist der gleiche“, sagt Schikorr. Die Hochschule selbst hat ihre ambitionierten Läufer*innen wie Kathleen Hohenstein, Kathleen Gammelin, Dirk Engel, Ulrich Niehus oder auch Johannes Gulden. Dazu kommen „feste“ Teilnehmer*innen aus dem ganzen Land. „Wir sind Wertungslauf im Straßenlaufcup M-V, seit bald 25 Jahren“, erklärt Schikorr und um diesen Aspekt zu nutzen, hat er den Lauf auch so weit in den Herbst geschoben – weniger Konkurrenz mit anderen Läufen, mehr Läufer*innen. Als Lauforganisator läuft man eigentlich nicht mit, ein Mal hat Prof. Schikorr eine Ausnahme gemacht, weil er selbst noch Cup-Punkte brauchte. „Das muss in den 90ern gewesen sein“, überlegt er. Gerade bremst den heute 71-Jährigen eine Sportverletzung, aber ist die ausgeheilt, werden die Laufschuhe wieder geschnürt. Ein Läufer mit Vorbildcharakter.