Es war eine von starken, eloquenten und humorvollen Reden geprägte Veranstaltung, in lockerem Ambiente mit geplantem Networking und Get-Together, mit Vertreter*innen der Verwaltung, Professor*innen, Mitarbeitenden, Ehemaligen, Studierenden, dem Landrat, Schulvertreter*innen, Gästen aus Politik und Gesellschaft – Der Neujahrsempfang der Hochschule Stralsund, der zudem den Rahmen für die Amtseinführung des Kanzlers stellte.
Der Rektor, Prof. Dr. Ralph Sonntag, bot einen Ausblick auf das Jahr 2024 für die Hochschule. Es werde vor allem drei Dinge geben, die uns beschäftigen werden: Internationalisierung, Nachhaltigkeit und Kommunikation. Er wünsche sich mehr Platz für Schulkooperationen, freue sich auf die Forschungs- und Transferwoche im November, plane mit den Fakultäten das Alumni-Treffen, wolle Bildung nicht nur als Hochschulbildung auffassen, interessant für Gründer*innen sein, Double Degrees gewinnen, auch gern in technischen Studiengängen. Hinsichtlich von Nachhaltigkeit sieht er die Hochschule nicht beim gelegentlich mit dem Konzept assoziierten „Verzicht“, sondern bei Innovation und Lösung. So würde die HOST eine klimaneutrale Hochschule werden wollen, was die Einführung der Arbeitsgemeinschaft im letzten Jahr und eine erfolgreiche Bewerbung um Förderung der ambitionierten Pläne bereits vermuten ließen.
Aber wie der Vorsitzende des erweiterten Senats, Prof. Dr. Ulrich Niehus, in seinem Willkommensgruß sagte, galt es ja zwei Hauptakteure zu begrüßen: Das neue Jahr und den Kanzler. Und zu diesem sagte der Rektor: „recht schnell haben wir gemerkt, dass wir Themen ähnlich sehen und gleich priorisieren, wir schauen gemeinsam in die gleiche Richtung“. Eine Metapher, die der Kanzler so schnell wohl nicht wieder vergessen wird, denn der Rektor schenkte ihm dem Sinnbild folgend ein Fernrohr. Das dürfte im Kanzler-Büro Platz nehmen, so wie vor einigen Monaten bei dessen Amtseinführung das Steuerrad im Büro des Rektors. Und um diesem nautischen Motto noch weiter Folge zu leisten, schlug Dietmar Eifler vomFörderverein der Hochschule mit seinem Geschenk ebenfalls in die maritime Kerbe: Man freue sich auf hoffentlich erwünschte und gute Zusammenarbeit und schenkte einen Kompass. Das Sinnbild spricht für sich.
Die Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Susanne Bowen, betonte, dass wir die nächsten Jahre mit konstantem Studienanfänger*innenpotenzial von 19 Prozent rechnen müssen. Gleichzeitig müssten die Hochschulen, den Fachkräftebedarf im Blick, aber mehr Absolvent*innen hervorbringen. Dafür brauche es realistische und standortbezogene Ziele, die wolle sie in der Zielvereinbarung für 2026 bis 2030 verankert sehen. „Wissenschaft ist Zukunft und die Grundlage der Innovation“. Die Hochschule empfinde sie als leistungsstarke und innovative Bildungseinrichtung. Dementsprechend beglückwünschte sie den Kanzler zu seiner Wahl und sehe die Hochschule bei ihm und dem Rektor in guten und fähigen Händen. Sie wünschte die Unterstützung aller Hochschulangehörigen und Mitglieder und das notwendige Quäntchen Glück. Das brauche man auch, sagte sie Staatssekretärin, ihres Zeichens selbst ehemalige Kanzlerin der Hochschule Stralsund, aus Erfahrung.
Dr. Sonja Gelinek, 2. Stellvertreterin des Oberbürgermeisters, nutzte auch ihre Erfahrung um zu berichten: Was den Oberbürgermeister an der Ernennung dieses Kanzlers am meisten freuen dürfte, nämlich, dass er auch ein Ingenieur ist (und kein Jurist, so wie sie) und damit ein Macher und Problemlöser. Hochschulbildung und Bildung schätze sich hoch. Gute Bildung, die sei auch wichtig, damit die Menschen nicht nur reden würden, sondern auch ein gewisses Demokratie-Grundverständnis entwickeln können, damit das Reden auch etwas bringe. Mit der Hochschule sehe sie viele gemeinsame Anknüpfungspunkte „Sie wollen sich als HOST weiterentwickeln und wachsen und wir als Hansestadt – und zwar qualitativ und quantitativ.“ Generell gefalle ihr diese Einfach-mal-machen-Mentalität (des Rektors). „Mit dem Rektor und dem Kanzler haben sich zwei gefunden.“
Das obligatorische Amtsantrittsfoto „mit Kanzler und Blumenstrauß“ oblag dem Vorsitzenden des erweiterten Senats, Prof. Dr. Niehus. Alles andere als obligatorisch war seine leidenschaftliche Rede. Gemessen an all den Krisen unserer Zeit, bei denen er sich alltäglich beim Nachrichtenkonsum wünschte, doch endlich zu hören, dass wenigstens eine vorbei sei, müssten wir uns noch mehr in Demokratie einbringen. Den Optimismus eines Tagesschau-Sprechers hinterfragend, hinterfragte er den dem gegenüberstehenden Pessimismus und gab mit „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman sogar noch eine Buchempfehlung, ehe er seinen Optimismus für die Amtszeit des Kanzlers in von (Zwischen-)Applaus gekrönte Worte kleidete. Noch vor seiner Amtszeit habe der sich nämlich in eine Senatssitzung als Gast begeben und … „wenn einer, einer fünfstündigen Senatssitzung aufmerksam folgt, ohne es zu müssen“, dann sei er der Richtige für den Posten. Die Freundlichkeit und Verbindlichkeit in der Person des Fabian Berger würden diesen Eindruck abrunden. Diese Freundlichkeit brachte der Kanzler wieder mit auf die Bühne, sprach in seiner Rede über die rasante Entwicklung der Gesellschaft, die auch die Anforderungen an die Hochschule verändern würde, schlug das Modell agiler Verwaltung als einen Weg vor, und erzählte sogar eine Geschichte, um das zu untermauern, die eines Königs, dessen Untertanen, um seinen Schmerz und Verdruss über den Umstand, dass er auf Krücken laufen müsse, kompensierten, indem sie selbst auf Krücken liefen. Und so gebe einem manchmal auch die Verwaltung auch ein Arsenal an (wenn auch) handhabbaren „Krücken“ zur Verfügung, an die man sich gewöhnen werde … (Aber ist das das Ziel?)
Serviceorientierung, Digitalisierung, Leadership – Das seien seine Themen und das seien auch Themen, die den privaten Hochschulen ein Wachstum der Studierendenzahlen ermöglicht hätten, und eine Karte, die auch die HOST spielen könne. Das Wort „Management“ übersetzte er aus dem Lateinischen entlehnt mit „jemanden an der Hand führen“ [– an der Hand, ohne Krücken]. „Ich freue mich“, schloss er seine Rede.
Die Studierenden, bei der Veranstaltung vertreten durch „Amtsträger*innen“ studentischer Teams und Fachschaften, wurden in persona auf der Bühne von Dominic C. Henning vom Asta vertreten. Der war ehrlich: Viele Studierende würden eigentlich nicht viel wissen über die Arbeit des Kanzlers. „Was eine Schande ist, weil der Kanzler einen so hohen Einfluss auf das studentische Leben hat“ – von der Bewerbung bis zum Umgang mit den Systemen. Er wünschte sich in ihm einen Ansprechpartner, offen für den Dialog, „der unsere Bildung und unser Wohlergehen in den Mittelpunkt stellt“.
Applaus.