Vor dem Start zur Rallye 2010
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Eine geschätzte Tradition für das Wir-Gefühl


Landeskundliche Studienfahrten in der Fakultät für Maschinenbau - Ein Rückblick

Bis zu 20 Maschinenbauer im beschaulichen Mecklenburg-Vorpommern, Industrie, Sport, Kultur und Kulinarisches – was es mit der Landeskundlichen Studienfahrt der Fakultät für Maschinenbau auf sich hat und was sie den Mitarbeitenden bedeutet, das verrät hier Ralf Tesch, Laboringenieur an der Fakultät für Maschinenbau.

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Schon auf mehr als 20 Jahre Tradition in Sachen „Landeskundliche Studienfahrt“ können wir Mitarbeitenden der Fakultät für Maschinenbau zurückblicken. Unter Mitarbeitenden sind in diesem Fall alle Labor- und Projektingenieur*innen sowie die Kolleg*innen der Fakultätswerkstatt (lange Zeit auch mit Azubis) zu verstehen.

Da kamen dann durchaus schon mal 20 Leute bei einer solchen Exkursion zusammen.

Als Datum für diesen seitens der Hochschule mit einem Tag bezahlter Freistellung unterstützten „Brigadeausflug“ wurde meist der Spätsommer beziehungsweise ein Tag in der Woche vor dem Beginn des Wintersemesters ausgewählt.

„Schließlich sind wir Maschinenbauer …“

In den Monaten davor fand in der Kollegenschaft meist ein intensives Brainstorming statt.

Das Ziel war das Finden einer mehrheitsfähigen Idee, wohin es im jeweiligen Jahr gehen soll.

Unser ungeschriebener Anspruch war immer der Besuch eines Ortes innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns, in dem wir am Vormittag einen größeren Industriebetrieb besichtigen (schließlich sind wir Maschinenbauer) und am Nachmittag diversen Freizeitaktivitäten nachgehen konnten.

Das war natürlich kein Dogma. Manchmal wählten wir auch eine Region, in der die Besichtigung eines bedeutsamen kulturhistorischen Objektes das Ziel war. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass natürlich das gemütliche Essen und Trinken während dieses Tages auch genügend Raum zu bekommen hatte! Selbst gemeinsame sportliche Aktivitäten fanden großen Anklang.

 

Sieben gute Beispiele

Aber nun zu einigen Beispielen aus dem reichhaltigen Fundus dieser Ausflüge.

Ich habe sieben Tagestouren ausgewählt, die meines Erachtens das Typische unserer Exkursionen sehr gut zum Ausdruck bringen. Es wäre vermessen, hier ein Ranking aufzustellen, daher habe ich sie einfach chronologisch gegliedert und möchte sie mit einigen Stichpunkten beschreiben.

2005: Insel Vilm

Mit der Bahn ging es von Stralsund nach Lauterbach auf der Insel Rügen. Von dort brachte uns ein Schiff auf die vorgelagerte Insel Vilm. Der besondere Reiz lag auch darin, dass diese Insel lange Zeit nicht besucht werden durfte. Auch aktuell sind Besuche limitiert, weshalb ohne Anmeldung gar nichts geht. Sie ist jetzt ein Naturschutzgebiet. Fasziniert waren wir besonders von der unberührten Natur.

Zurückgekehrt nach Lauterbach gab’s zünftig Räucherfisch am Hafen und anschließend Spaß beim Sport und Baden am Strand.

2008: IPP Wendelstein Greifswald

Damals noch im Aufbau begriffen war die Anlage des Experiments „Wendelstein 7-X“ des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik am östlichen Stadtrand von Greifswald. Dort werden die physikalischen Grundlagen für ein Fusionskraftwerk erforscht.

Die High-Tech-Systeme hautnah bei einer Führung durch das Gebäude erklärt zu bekommen, war schon sehr beeindruckend. Viele Kollegen, die zumeist im Raum Stralsund leben, hörten erstmals von diesem bedeutenden Forschungsvorhaben in Greifswald.

Nach spannenden Stunden in Greifswald ging’s zur Entspannung per Kleinbus weiter zum „Amazonas des Nordens“. In Stolpe an der Peene warteten schon einige Zweier-Canadier auf uns. Vorher stärkten wir uns im „Fährkrug“ direkt am Flussufer. Bei hervorragendem Wetter „überführten“ wir die Boote nach Anklam. Das war für die meisten von uns ziemlich anstrengend, weshalb unterwegs in Menzlin ein Erfrischungsstopp eingelegt werden musste. Müßig ist es hier zu erwähnen, dass während des gemeinsamen Paddelns unterwegs auch der eine oder andere mit Peenewasser erfrischt wurde.

2011: Eisengießerei Torgelow

Auch Schwerindustrie gibt es in Vorpommern!

Nur wenige wussten, dass sich an der Uecker eine der größten Handformgießereien Europas befindet. Die Hauptkompetenz der Eisengießerei Torgelow liegt in Herstellung großdimensionierter Bauteile für Windkraftanlagen. Respekt zollten wir den dort tätigen Gießern, deren Job trotz moderner Technologien noch immer viel mit Schmutz und Muskelkraft zu tun hat.

Nach der Besichtigung ging’s 20 Kilometer weiter nördlich nach Ueckermünde, der schönen Kleinstadt am Stettiner Haff. Mit einer Rundtour auf dem Haff beendeten wir den ereignisreichen Tag.

2014: Mecklenburger Metallguss Waren

Wo befindet sich der Weltmarktführer im Bereich der Fertigung von Schiffspropellern?

In Waren an der Müritz! Erst 2014 schafften wir es, dieses Vorzeige-Unternehmen zu besuchen.

Ähnlich wie die Stralsunder können die Beschäftigten aus Waren sagen, dass sie dort arbeiten wo andere Urlaub machen. Der Freizeitteil dieser Tour musste zwangsläufig auf Deutschlands größtem See stattfinden. Noch an Land gestärkt, waren es zwei Motorflöße, die bei Urlaubswetter für einige unvergessliche Stunden auf der Müritz sorgten!

2016: Scanhaus Marlow

Warum sollten sich Maschinenbauer vom Sund nicht auch einmal anschauen, wie Komponenten aus Holz für Fertighäuser hergestellt werden? Die Fertigungstechnologien haben viele Gemeinsamkeiten!

Nur 50 Kilometer von der Hochschule entfernt hat in Marlow einer der führenden deutschen Anbieter in diesem Segment seinen Sitz. Wie uns bei der Führung durch die Hallen erzählt wurde, baut Scanhaus Marlow jährlich beachtenswerte 650 bis 700 Häuser in ganz Deutschland!

Für den Nachmittag stand diesmal eine geführte Recknitz-Flosstour auf dem Programm.

Das war eine „Grenzerfahrung“, markiert doch die Recknitz die nördliche geografische Grenze zwischen Vorpommern und Mecklenburg. Mit seinem tollen Wissen über Fauna und Flora in und an der Recknitz beeindruckte uns dabei Herr Stypmann. Resümee am späten Nachmittag: „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“.

2017: Peenewerft Wolgast

Die Peenewerft in Wolgast gehört seit 2013 zum Verbund der Lürssen-Gruppe und hat in der jüngeren Vergangenheit auch so manchen unserer Absolventen einen Einstieg in sein Berufsleben ermöglicht. Da auf dieser Werft auch Arbeiten für die deutsche Marine durchgeführt werden, war es gar nicht so einfach, dort reinzukommen. Weil aber der gute Ruf der Hochschule Stralsund auch bis dort gedrungen ist, bekamen wir nicht nur die Genehmigung für eine Besichtigung, sondern auch eine sehr kompetente Führung über das ganze Werftgelände! Nach einem Abstecher auf den Turm der Petrikirche ließen wir den Nachmittag im Restaurant „Der Speicher“ auf der Schlossinsel Wolgast ausklingen.

2018: Kloster- und Schlossanlage Dargun

In diesem Jahr sollte mal kein Betrieb, sondern die Kloster- und Schlossanlage in Dargun besichtigt werden. Bis auf den Wiederaufbau im Südflügel ist das imposante Ensemble, welches durch einen Brand zum Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend zerstört wurde, nur noch als gesicherte Ruine erhalten. Genauer wurde uns die Geschichte des Schlosses durch eine sehr kompetente und sympathische Dame der Stadtinformation im Rahmen einer zweistündigen Führung nahegebracht. Die meisten von uns waren sehr beeindruckt, hatten sie den Namen der Stadt doch bislang meist nur mit der Biersorte in Verbindung gebracht. Die größte Herausforderung des Tages stand uns aber noch bevor: Eine Tour durch die wunderschöne Mecklenburgische Schweiz mit einer Fahrraddraisine von Dargun nach Salem und zurück. Natürlich wurden die 34 Kilometer nicht in einem Stück bewältigt. Einige erfrischten sich bei einem Bad im Kummerower See. Ganz besonders gut kam die Pause am Erlebnisbahnhof Neukalen bei den Kollegen an. Das war eine tolle Überraschung! Die Betreiberin hatte sich große Mühe gegeben, unsere Truppe kulinarisch glücklich zu machen.

Egal wohin es ging an diesem Tag im September – unsere Tagesausflüge dienten nicht nur der bloßen Bespaßung, sondern förderten den Teamgeist, stärkten den Zusammenhalt und das Wir-Gefühl.

So mancher lernte seinen Kollegen von einer völlig anderen Seite kennen.

Gern möchten wir diese liebgewonnene Tradition fortsetzen. Sobald Corona uns nicht mehr einschränkt geht’s bestimmt wieder los!