Der steinige Weg zur modernen Sporthalle

Wie die Sanierung von Haus 6 Überraschungen und Herausforderungen für Dezernat 1 und alle Beteiligten bereithielt

Am 30. Juni 2020 konnte die Hochschule Stralsund ihre neue Sporthalle einweihen. Bis dahin war es ein weiter Weg. Warum das so ist und welche Überraschungen sich am Bau manchmal eben auch bieten können, das beschreibt Adrian Stahl, Dezernent für Zentrale Dienste und Liegenschaften, hier.

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Die Sporthalle ist Haus 6 der Liegenschaften auf dem Campus der Hochschule Stralsund. Dieses Gebäude wurde 1952 errichtet. Seitdem wurde nicht viel an der Turnhalle gemacht. Ausnahme bildeten die sanitären Einrichtungen, die einige Jahre zuvor erneuert worden waren. Die Planung beziehungsweise Beantragung der Sanierungsmaßnahme „Energieeffiziente Instandsetzungs- und Erneuerungsmaßnahme, Haus 6 – Turnhalle“ erfolgte 2013. Die erste Bauberatung, die Bauanlaufberatung fand am 17. April 2019 statt. Nach dem Entfernen des Parketts ab Ende April 2019 kam die erste große Überraschung: Der Untergrund war nicht tragfähig – Er musste raus.  Aber warum wurde das nicht vor Beginn der Maßnahme festgestellt?

Sporthalle vor dem Umbau

Die Probebohrung fand, aufgrund des laufenden Sportbetriebs, in einer Ecke der Turnhalle statt. Gefunden wurde ein Kanal der ehemaligen Heizleitung:  gemauert – tragfähig – kein Problem. Keiner konnte ahnen, dass der gesamte Rest des Fußbodengrunds aus losem Bauschutt bestand. Also alles raus! Aufgrund der Durchgangshöhe der Tür zum Vorraum, wurde das Entfernen der losen Schuttschicht per Hand mittels Schubkarren nötig, da Bagger etc. nicht hindurch passten. Im Verlauf dieser Arbeiten wurde entschieden, das Versetzen der Tür vorzuziehen und diese etwas höher zu gestalten. Somit konnten die Räumungsarbeiten mittels Maschinenunterstützung deutlich beschleunigt werden. Dennoch war der geplante Bauabschluss um zehn Wochen nach hinten gewandert.

Als der Untergrund erneuert war, konnte dann im Juni 2019 mit der eigentlich geplanten Sanierungsmaßnahme begonnen werden. An der Decke wurden Dämmung, Schallschutz und eine neue Beleuchtung angebracht. Letztere ist mehrstufig variabel, um für die verschiedenen Nutzungsszenarien die optimale Lichtstärke einstellen zu können. Bei Prüfungen ist eine andere Lichtstärke notwendig als zum Beispiel beim Yoga. Im neuen Fußboden ist eine Fußbodenheizung integriert, die die hängenden Heizkörper der alten Halle obsolet machte. Des Weiteren wurden Hülsen für Badminton und Volleyball in den Fußboden eingebracht. Dabei wurde allen Beteiligten klargemacht, dass Symmetrie nicht im Auge des Betrachters liegt und dafür ein einheitlicher Referenzpunkt notwendig ist, wenn eine Mittellinie ihren Namen auch verdienen soll. Nachdem von sechs Hülsen vier neu gesetzt werden mussten, wurde dem Thema Symmetrie intensiver nachgegangen.
So ragten die neu installierten Basketballkörbe unterschiedlich weit ins Spielfeld und waren irgendwie auch nicht in der Mitte der Wand angebracht, wohl um dem Korbballspiel neue Anreize zu verschaffen …

Die Bauleitung der Staatlichen Bau- und Liegenschaftsverwaltung (SBL) in Mecklenburg-Vorpommern, der Projektplaner der Firma Mittelbach und Dezernat I waren jedoch in diesem Zusammenhang stockkonservativ, sodass auch hier die symmetrische Positionierung durchgesetzt wurde.

Der Bauleitung der SBL sei an dieser Stelle besonders gedankt. Insbesondere Herrn Liebenow, der dieses Projekt seit 2013 begleitete und an der Umsetzung einen großen Anteil hatte. Sein Einsatz für die Interessen der Hochschule, mit stetem Blick darauf, den Kostenrahmen, trotz der vielen Wünsche der Hochschule, einzuhalten, war bemerkenswert. Leider konnte er die Fertigstellung nicht mehr erleben, sein tödlicher Unfall hat auch an der Hochschule große Betroffenheit ausgelöst. Das Projekt wurde anschließend von Herrn Woldersky vom SBL fortgeführt und zu einem sehr zufriedenstellenden Ende gebracht.

So verfügt die Hochschule über eine Turnhalle nach neuestem Stand der Technik:

  • Die Fußbodenheizung und die Lichtsteuerung ist schon erwähnt. Die mechanische Lüftung wurde über die automatische Steuerung der Fensteröffnung realisiert. Die Luft wird dafür permanent über CO2-Sensoren und Temperaturfühler kontrolliert. Die Fenstersteuerung ist mit der Wetterstation von Haus 4 verbunden, sodass ein Reinregnen beziehungsweise Beschädigungen durch Sturm verhindert werden.
  • Sämtliche Wandverkleidungen sind auf einer federnden Unterkonstruktion aufgebracht, so dass das Verletzungsrisiko minimiert wurde.
  • In den Längswänden sind herausklappbare Sitzbänke eingebracht. Eingeklappt steht damit dem Spiel in der Halle sprichwörtlich nichts mehr im Weg.
  • Die gute Raumakustik und die Energieeffizienz wurden mit viel Know-How in der Deckenkonstruktion ermöglicht.
  • Die Fenster sind nicht mehr vergittert. Dies wurde durch ballwurfsichere Verglasung ermöglicht. Dies betrifft auch die Scheibe zum Büro des Sportwarts.
  • Das Spielfeld lässt sich in drei Felder abtrennen, sodass drei verschiedene Sportarten oder zum Beispiel drei Badmintonpartien gleichzeitig, aber unabhängig voneinander stattfinden können.
  • Der Spiegel ist von der Prallschutzwand geschützt und lässt sich bei Bedarf von seiner Hülle befreien.
  • Die Sprossenwand stellt während anderer Sportarten kein Verletzungsrisiko mehr dar, da sie per Motorsteuerung in die Höhe gezogen werden kann. Bei Bedarf wird sie abgesenkt.
  • Der Haupteingang (Süd) wurde mit einer Gegensprechanlage versehen, so dass der Sportwart von seinem Büro aus hören kann, wer Einlass begehrt und öffnen kann.
  • Der Zugang vom Mensavorplatz wurde barrierefrei gestaltet. Dies äußert sich durch eine Automatiktür, die uns zum Ende noch vor die eine oder andere Herausforderung stellte.
  • Die Tore wurden inklusive Transportwagen neu angeschafft und finden bei Nichtbenutzung Platz in Kabine drei des Vorraums.
  • Der Vorraum wurde gänzlich umgestaltet, sodass sechs verschiedene Boxen für die einzelnen Sportgruppen zur Verfügung stehen. Der Zugang zu den Boxen kann individuell mittels programmierbarer Transponder gewährt werden.
  • Bleibt noch der Kraftraum, der explizit nicht Teil der Maßnahme war. Es ist dennoch gelungen, den Boden mittels Prallschutzmatten vor herabfallenden Gewichten zu schützen, einen Anstrich zu erhalten und den Zugang brandschutztechnisch zu optimieren.
Eröffnung der Sporthalle
Sporthalle nach dem Umbau