Studium

Südkorea, Seoul - Hankuk University of Foreign Studies (HUFS)

Von Tempeln und Bergen zu Karaoke und K-POP

Florentine K., LTM, 5. Semester, Hankuk University of Foreign Studies, Seoul, Südkorea, Wintersemester 2021/22

Da ich in einem kleinen Dorf aufgewachsen, und jetzt in einer doch eher kleineren Stadt studiere, wollte ich für mein Auslandssemester unbedingt in eine Großstadt ziehen. Lebendig, schnell und bunt. Wenn das auch deine Kriterien sind, dann ist die  Hauptstadt Südkoreas, Seoul, das richtige Ziel für dich.

Bewerbungsprozess und Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Wenn man nach Asien möchte, braucht man eine Menge an Papieren, das richtige Visa etc. Über unseren Hochschulverteiler, und separat auch noch durch eine Kommilitonin, habe ich von der Organisation Asia Exchange erfahren. Asia Exchange hilft Studenten Auslandsaufenthalte in Asien zu realisieren indem sie den Kontakt mit der Gastuniversität erleichtern, dir beim auswählen des richtigen Visa helfen, uvm. Also habe ich mich über Asia Exchange bei der Hankuk University of Foreign Studies beworben.

Studieren an der Universität

Wegen Corona hatten wir die meiste Zeit Online Vorlesungen. Nichtsdestotrotz waren die Vorlesungen größtenteils sehr spannend. Für LTM Studenten kann ich folgende Kurse empfehlen: „Understanding Culture“, „Business, Society and Ethics“ und „Marketing Management“. Ich habe außerdem einen Koreanisch Sprachkurs belegt, welcher sogar teilweise in Präsenz stattfinden konnte. Generell war die Kursauswahl etwas schwierig, da es doch wesentlich schwerer war an die Kurse zu kommen als gedacht. Deswegen empfehle ich ALLE möglichen Kurse im Vorwege rauszusuchen und anzugeben, auch wenn man eigentlich lieber andere Kurse belegen würde.

Generell war die Universität von meiner Unterkunft aus mit etwa 20 Minuten Fahrt per Bus gut zu erreichen. In Seoul ist das öffentliche Verkehrsnetz super ausgebaut, und auch sehr ausländerfreundlich, insbesondere wenn man Navermaps oder Kakaomaps benutzt (die koreanischen Varianten von Google Maps).

Wohnungssuche & Unterkunft

Während meiner Zeit in Südkorea habe ich in einer internationalen WG mit 5 weiteren Frauen in im Stadtteil Dongdaemun gelebt. Der Vermieter, „Borderless House Seoul“, betreut auch andere solcher WG´s in Japan und Taiwan. Das Konzept von Borderless House ist kostengünstiges, multikulturelles Wohnen in Wohngemeinschaften die sich aus 50% Locals und 50% Ausländern aus aller Welt zusammensetzen. Außerdem bieten sie verschiedene Events und Programme für die Mieter an, z.B. einen temporäreren Haus-Tausch mit Mietern aus anderen Borderless Häusern aus anderen Ländern, allerdings nicht während der Pandemie.  

Es war definitiv eine der Besten Entscheidungen, auch gerade während der Pandemie, in so eine WG zu ziehen. Ich habe so nicht nur direkt Anschluss gefunden, sondern konnte auch ganz alltäglich mein Koreanisch üben. Außerdem haben meine chinesisch-koreanische Mitbewohnerin und ich uns ab und zu gegenseitig Spanisch, bzw. Koreanisch Einzelunterricht gegeben. Meine Mitbewohnerinnen sind zu echt guten Freunden geworden mit denen ich nun viele meiner schönen Erinnerungen in Korea verbinde, und durch sie durfte ich auch viele weitere tolle Leute kennengelernt.

Alltag, Freizeit, Umfeld

Eine dieser tollen Erinnerungen war der Trip in die Heimatstadt meiner einen koreanischen Mitbewohnerin. Die Stadt Wonju liegt etwas außerhalb Seouls in den Bergen und ist insbesondere zur Herbstzeit wegen der Verfärbungen der Blätter wunderschön. Allgemein habe ich in meine Freizeit gerne in einem der unglaublich vielen, süßen Cafés verbracht, sei es um zu lernen, oder zu quatschen. Da es so viele gibt, versucht jedes Café irgendeinen einzigartigen Aspekt zu haben. In Dongdaemun gibt es beispielsweise ein besonders schönes Café auf einem kleineren Berg, wo meinen einen wahnsinnigen Ausblick über die Stadt hat. In einem anderen konnte man auf Leinwand malen, oder man krault ein paar Hündchen, Kätzchen, oder sogar Schafe (!) während man seinen Kaffee oder Tee trinkt. Die meisten solcher Tiercafés sind Tagesstätten, wo die Besitzer ihre Tiere abends wieder abholen, da Koreaner meistens bis spät abends arbeiten.

Abgesehen von den Cafébesuchen, habe ich mich mit einer Freundin zusammen bei einem Tanzstudio in der Nähe angemeldet, wo ich mich dreimal in der Woche auspowern konnte. Dort haben wir jede Woche eine neue K-pop Choreo gelernt, was super viel Spaß gemacht hat. Mich dort anzumelden würde ich sogar meine zweitbeste Entscheidung nennen, denn dadurch habe ich jetzt ein neues Hobby gefunden, das Tanzen. Auch wenn der Tanzlehrer den ich hatte kaum Englisch konnte, konnten wir uns doch irgendwie verständigen, und generell waren die Leute sehr nett und hilfsbereit.

Sprache

Damit komme ich zum nächsten Punkt: Sprache. Da in der Schule der Fokus auf dem Lesen und Schreiben von Englisch liegt, fällt es vielen Koreanern schwer sich auf Englisch auszudrücken. Vor allem die Älteren, oder auch Taxifahrer, können oftmals nur Koreanisch. Die Sprache ein bisschen zu können hilft also ungemein. Zumindest das koreanische Alphabet (Hangeul) lässt sich jedoch schnell lernen. Wenn man die Sprache richtig lernen möchte, hilft es sich einen Sprachpartner zu suchen. Von der Universität aus werden Programme zum Sprachaustausch, oder auch einfach nur zum Kennenlernen von neuen Leuten angeboten. Abgesehen davon muss jeder ausländische Student am ATTI Programm teilnehmen. Die zugeteilten ATTI´s  sind koreanische Studenten, die einem während des Semesters mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Corona

Südkorea nimmt Corona sehr ernst.Masken werden von der Bevölkerung konsequent getragen, auch außerhalb. Trotz dessen, dass das Impfen erst im Sommer 2021 so richtig losgehen konnte, waren im Herbst schon c.a. 80% der Bevölkerung geimpft. Zum Betreten von jeglichen Einrichtungen, sei es Supermarkt oder Restaurant, musste man seine Daten zur Rückverfolgung im Falle eines Corona Ausbruches angeben (Telefonnummer, Stadtteil, manchmal Name und die Uhrzeit). Das war mithilfe eines QR Codes möglich, den sich mit der Messenger App „KakaoTalk“ (wirklich JEDER benutzt es dort statt Whatsapp o.ä.), oder der App „Naver“ möglich. Diejenigen, die ihre Impfung erst in Korea erhalten hatten, konnten auch ihren Impfnachweis so hinterlegen. Das gelbe Impfbuch wurde zwar in meinem Fall in den meisten Läden anerkannt, aber es hing letztendlich von den Ladenbesitzern ab, ob sie es akzeptieren oder nicht, da die Impfung in Korea anderes nachgewiesen wird. Später war es mir dann möglich meine deutsche Impfung ganz offiziell nochmal anerkennen zu lassen.

Fazit

Ich habe mein Auslandsemester (trotz Corona) unglaublich genossen. Trotz mancher Schwierigkeiten  bereue ich es kein Stück hierhergekommen zu sein. Ich konnte nicht nur nützliches und spannendendes Wissen in meinen Kursen, sondern auch wertvolle Erinnerungen sammeln und kann es jedem empfehlen, der Lust die koreanische Kultur kennenzulernen.