



Erfahrungsbericht
Junia G., Leisure and Tourism Management , 5. Semester, Spanien, Teneriffa, Iriarte Escuela de Turismo, Wintersemester 2024/25
Zwischen Sonne, Salzwasser und Ernüchterung – Mein Erasmus auf Teneriffa
In den Wintermonaten in der Sonne brutzeln, surfen und abends mit Kommilitonen Mojitos trinken. Hört sich nach der schönsten Zeit eines Studiums an, oder?
Ich habe mein Wintersemester an der Iriarte Universidad in Puerto de la Cruz auf Teneriffa, Spanien, verbracht und hatte hohe Erwartungen an die Zeit. Nicht nur, weil man aus jeder Richtung hört, es sei das Beste an dem Studium, sondern auch, weil es eine Chance ist, die man oft nur einmal in Anspruch nimmt.
In meinem Bericht möchte ich euch meine Erfahrungen über die Zeit mit euch teilen, Tipps mitgeben und erklären, warum die Zeit wunderschön, aber auch ernüchternd sein kann, wenn man seine Erwartungen ein wenig zu hoch ansetzt.
Studium
Wenn ihr euch nicht das Ziel gesetzt habt, eine anspruchsvolle Uni zu besuchen, seid ihr an der Iriarte richtig.
Das Studieren geht hier sehr entspannt zu, die Dozent*innen sind hilfsbereit und nett und die Stimmung ist familiär. Die Vorlesungen sind nie länger als 14 Uhr, außer man nimmt an den Spanischkursen teil, die zwei Tage die Woche bis 16 Uhr gehen. Durch Listen prüfen sie eure Anwesenheit und es gibt je nach Kurswahl wöchentlich Abgaben, die schnell zu erledigen sind. Innerhalb des Semesters gibt es zwei Prüfungswochen im November und Januar, worin die Prüfungen jeweils aus dem Stoff der vorherigen Wochen bestehen. Die enthalten meist Multiple-Choice-Fragen und die Inhalte werden meist von den Dozent*innen vorgegeben.
Zur Sprache innerhalb der Uni: Es gibt Kurse für Austauschstudent*innen, welche als englischsprachig markiert sind. Die Prüfungen, wie auch die Abgaben sind immer in englischer Sprache möglich, allerdings sind viele Vorlesungen trotz der Markierung auf spanisch. Es ist also sinnvoll, die Sprache verstehen zu können.
Ein enttäuschender Punkt waren die angekündigten monatlichen Ausflüge für die Erasmus-Studis, die nie stattfanden. Ebenfalls organisiert die Uni keine Partys oder Veranstaltungen für euch, also organisiert man sich am besten mit den anderen Leuten eigene Treffen in Bars oder am Strand, um sich besser kennenzulernen.
Alltag
Da bei mir persönlich nicht viel Zeit für die Uni gebraucht wurde, hat man super viel Zeit, die Natur und Städte zu erkunden. Es gibt gute Busverbindungen nach La Laguna und Santa Cruz, wo man sich aufgrund der großen Universität eher unter andere Studierende und Einheimische mischen kann. Um weiter entfernte Strände oder den Teide Nationalpark zu besuchen, ist ein Auto sehr sinnvoll, welches man sich relativ günstig mieten kann. Die Iriarte wird euch zu Beginn des Semesters eine Möglichkeit vorschlagen, mit der man kostenlos Bus und sehr günstig Flüge innerhalb Spaniens buchen kann. Es ist allerdings aufwändig aufgrund diverser Termine und einige haben erst zum Ende des Semesters die Möglichkeit nutzen können, auf diese Vergünstigung bekommen (ich würde es aber unbedingt probieren!).
Unmöglich zu ignorieren ist der Massentourismus auf der gesamten Insel. In Puerto de la Cruz, an
eigentlich unbekannteren Stränden und in kleinen Dörfern tummeln sich Menschen aus Deutschland und anderen Ländern. Ich habe viele unfassbar offene und herzliche Einheimische getroffen, und viele haben sich über meine spanischen Kommunikationsversuche gefreut. Trotzdem merkt man den Einwohner*innen der Insel die Abneigung gegen den Tourismus im Allgemeinen an. Durch Graffitis an Mauern, Demonstrationen und das Entfernen von bekannten Sehenswürdigkeiten, wie es in Bocacangrejo der Fall war, wird seit längerer Zeit protestiert. Dem Konflikt, dass die Menschen eine Eindämmung des Tourismus fordern, es aber dennoch der stärkste Wirtschaftszweig auf Teneriffa ist, kann man auch als Austauschstudent*in unmöglich aus dem Weg gehen.
Tipps & Tricks
Während meiner Zeit auf der Insel durfte ich viele schöne Orte, Bars, und Aktivitäten kennenlernen, die ich euch auf keinen Fall vorenthalten möchte!
Wohnen mit 50 Meter Fußweg zur Uni: Ich habe in einer Wohnung mit fünf WG-Zimmern gelebt, die sich Nahe der Universität befindet. Sie ist an einigen Stellen „abgenutzt“ und ist dafür meiner Meinung nach zu teuer, allerdings ist die Lage gut und Wohnungen sind in der Stadt schwer zu finden. Schreibt mir bei Interesse gerne eine Mail, ansonsten empfehle ich, auf Idealista zu suchen.
Die „Cacahuete“-Bar: „En el Lugar de Siempre“ ist eine kleine Bar in Puerto de la Cruz, die wir aufgrund der Erdnüsse, die es zu den Getränken gibt, innerhalb unserer Gruppe umbenannt haben. Es gibt günstig leckere Cocktails und die Inhaberinnen der Bar sind unfassbar nett!
Freizeitbeschäftigung Padel-Tennis: Zu deutschen Verhältnissen kann man dort preiswert Plätze und Schläger für diese Trendsportart mieten. Wir waren immer bei dem „Club Las Arenas Pádel y Pickle Ball“ nähe der Uni, wo die Mitarbeiter*innen wirklich sehr herzlich waren. Mieten geht am besten über die Playtomic App.
Sonnenaufgang auf über 3700 Metern Höhe: Mein Highlight war die Wanderung bei Nacht auf den Volcano Teide, wo wir beim Krater mit Schwefelgeruch und einem atemberaubenden Sonnenaufgang begrüßt wurden. Vorteil am frühen Morgen ist, dass man kostenlos den Aufstieg nutzen kann. Dringende Empfehlung: Warme Kleidung, gute Schuhe und Ausdauer!
Sightseeing und Surfen zugleich: Wenn ihr Wellenreiten wollt, kann ich euch die Tropical Waves School in Santa Cruz empfehlen. Auch ohne Erfahrung kann man teilnehmen und sie fahren mit einer kleinen Gruppe zu den schönsten Stränden mit den besten Verhältnissen. Ausrüstung wird gestellt und auf der Fahrt erzählen die Surflehrer*innen interessante Fakten über die Landschaft.
Fazit
Um zum Schluss noch einmal an meine ersten Sätze anzuknüpfen, würde ich gerne mit meinem Fazit den Druck rausnehmen, dass es nicht immer die beste Zeit des Studiums sein muss. Ich habe großartige neue Menschen, Kultur und Orte kennenlernen dürfen, und trotzdem vergehen die Monate so schnell, dass man wenig Zeit hat, mit neuen Freunden wirklich genug Zeit zu verbringen, bevor man sich auch schon wieder verabschieden muss. Es ist normal, viel Zeit allein zu verbringen, weil man keine Lust oder keine sozialen Reserven mehr hat, andauernd neue Leute kennenzulernen.
Ich hatte ein wunderschönes Erasmus-Semester und kann es auch an der Iriarte empfehlen, wenn ihr an eine kleine Universität gehen wollt, wo der Fokus weniger auf akademische Höchstleistungen liegt und ihr viel Freizeit für andere Aktivitäten haben wollt.
Und setzt eure Erwartungen nicht zu hoch, dann können sie eher übertroffen werden.