Studium

Schweden - Högskolan Kristianstad

Schweden - mehr als Fikas und Kanelbular

Lucy P., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Schweden, Kristianstad, Högskolan Kristianstad, Sommersemester 2024

Seit meinem Schwedisch-Unterricht an der Hochschule war mir klar, dass ich das Land einmal persönlich bereisen möchte. Das Auslandssemester bot die perfekte Möglichkeit, das Land nicht nur zu bereisen, sondern auch die Kultur und Leute besser kennenzulernen. Schweden ist einer der Länder, wo es nicht notwendig ist, die Sprache zu sprechen, da so gut wie alle Altersklassen sehr gutes Englisch sprechen. Das macht die Alltagskommunikation einerseits sehr leicht, andererseits gestaltet es sich so schwierig, eigene Sprachkenntnisse anzuwenden. Im Folgenden werde ich von meinen Erfahrungen in Schweden, aber auch in der Universität und des Erasmus-Lebens an sich berichten, um dir einen kleinen Einblick in das Land mit den drei Kronen zu geben.

Angereist bin ich Mitte Januar mit dem Zug über Hamburg und Kopenhagen, was, wenn man mit viel Gepäck reist, von Vorteil ist. Andererseits kann sich die Fahrdauer durch die Deutsche Bahn gerne mal verdoppeln. Ich hatte mich vor dem Semester auf das Wohnheim “Gamla Fängelset” beworben, da dieses deutlich zentraler liegt, als die zweite Wohnmöglichkeit, das Ferienresort in Åhus. Die Zimmerzuteilung im “alten Gefängnis” läuft zufällig, auch wenn du bei der Bewerbung ein Wunschzimmer angibst. In meinem Semester wohnten etwa 30 Studenten in dem Wohnheim. Das Gefängnis ist circa 30 Gehminuten von der Universität Kristianstad entfernt. Innerhalb von 5 Minuten bist du im Stadtzentrum und in 12 Minuten am Bahnhof. Die zentrale Lage macht gerade das Einkaufen und Feierngehen angenehmer. Wenn du dich für Åhus als Wohnort entscheidest, hast du zwar einen aufwendigeren Weg zur Högskolan, aber wohnst deutlich gemütlicher in einer der kleinen Ferienvillas im Resort. Die Natur und der Strand in Åhus sind wunderschön und ein Besuch dahin lohnt sich immer. Von Åhus braucht es samt Busfahrt und Laufweg vom Bahnhof zur Hochschule ungefähr eine Stunde. Beide Wohnmöglichkeiten haben ihre Vor- und Nachteile. Während du im Gefängnis sehr zentral wohnst, ist es trotzdem noch ein altes Gefängnis und nicht annähernd so gemütlich wie die Villas in Åhus. Åhus andererseits ist wohnlicher, aber dafür ziemlich ab vom Schuss, wobei es sich für Autofahrer und ruheliebende Menschen auf alle Fälle lohnt. Unter Menschen bist du aber auf jeden Fall im Gefängnis.

Der Kulturschock in Schweden hält sich sehr in Grenzen. Es gibt sehr viele Ähnlichkeiten zu Deutschland, mit der Ausnahme, dass Schweden viele Sachen besser macht. Der öffentliche Nahverkehr ist zum größten Teil pünktlich und das Einkaufen in Schweden ist je nach aktuellem Kurs etwas kostspieliger als in Deutschland. Eine der ersten Sachen, die uns allen auffiel, war, dass die Straßen sauberer und die Atmosphäre deutlich entspannter in Schweden sind. Die Leute sind netter und aufgeschlossener, auch wenn sie auf offener Straße Blickkontakte vermeiden und man nur schwer an die Schweden herankommt. Eine sehr schöne kulturelle Eigenheit der Schweden sind die bekannten Mittagspausen, wo man sich auf einen Kaffee und gegebenenfalls etwas zu Essen trifft, die Fikas. Was von außen betrachtet nach einem simplen Kaffeetrinken aussieht, repräsentiert das Zeitnehmen und Zusammenkommen von Freunden und Bekannten bei gutem Essen/Trinken und Gesprächen. Es ist eine Lebensweise, die hilft, das stressige Alltagsleben etwas zu entschleunigen und sich Zeit für die wichtigen Dinge im Leben zu nehmen. Mit den beliebten Fikas geht das kostenlose Nachfüllen von Kaffee in schwedischen Cafés und Restaurants einher, was perfekt ist für Kaffeeliebhaber. Eine weitere Sache, die sich in Schweden rentiert, ist das Essen gehen. Vor allem in den überall zu findenden Lunchbuffets sind meist Getränke und Desserts enthalten. Neben dem Essen lohnt es sich während des Semesters, so viel wie möglich durch Schweden zu reisen, sowohl in umliegende Städte als auch in Naturschutzgebiete, was allerdings am besten mit dem Auto geht. Städte lassen sich gut mit den Zügen erreichen und alle Tickets können einfach in der Skånetrafiken App gekauft werden, nachdem man seine Kreditkarte hinterlegt hat. Wichtig ist das man als Student den Studentenpass in der Mecenat App freigeschaltet bekommt, damit man vergünstigt Reisen kann.

In Schweden gibt es Kurse in verschiedenen Längen angeboten. Ein 100 %-Kurs beispielsweise geht nur 5 Wochen, dafür ist er dementsprechend aufwendig in der Zeit. Ein 25 %-Kurs erstreckt sich über das ganze Semester, ist dafür aber deutlich entspannter bei der Verteilung der Abgaben. Abgaben und Präsentationen oder Gruppenarbeiten sind in Schweden die bevorzugten Lehrmittel. An der Högskolan Kristianstad läuft so gut wie alles digital ab, von der Bekanntgabe der Noten bis hin zur Abgabe der Abgaben. Es werden verschiedene Seiten und Apps genutzt, die gerade am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig sind. Die Hochschule bietet den Studenten tolle Arbeitsplätze in der Bibliothek und alle Angestellten und Professoren sind sehr hilfsbereit. Die Professoren werden in Schweden mit ihrem Vornamen angesprochen, was eine viel angenehmere Kommunikation und einen besseren Bezug schafft, auch wenn es sich am Anfang ungewohnt anfühlt. Während des Erasmus-Semesters finden immer wieder Get togethers, in Form von Fikas oder Abendessen statt. Diese haben gerade am Anfang sehr geholfen, die anderen Erasmus-Studenten besser kennenzulernen und ein gewisses Gemeinschaftsgefühl herzustellen. Es werden auch zwei Exkursionen im Laufe des Semesters angeboten, welche ich wirklich sehr empfehlen kann. Unsere gingen nach Kiruna sowie Stockholm und Helsinki.

Abschließend kann ich sagen, dass, auch wenn es am Anfang etwas beängstigend war, alleine ins Ausland zu gehen, ohne zu wissen, wie es wird, würde ich die Erfahrungen, die ich machen durfte, und die Menschen, die ich dort kennengelernt habe, nicht missen wollen. Auch wenn manche Sachen in Schweden etwas teurer sind, lohnt es sich definitiv, alles dort mitzunehmen, was sich einem bietet. Ich denke, es schadet Niemandem, etwas von der schwedischen Mentalität in sein eigenes Leben zu integrieren. Auch wenn die Winter in Schweden kalt, kahl und eklig sind, lohnt es sich definitiv, allein schon um den Frühling und das damit einhergehende Lebensgefühl zu erleben.

Als kleine Tipps kann ich als Restaurant in Åhus definitiv das Åhus Seaside zur Mittagszeit empfehlen. Du kannst online reservieren und hast vieles inklusive. Eine weitere Empfehlung, um deinen Geldbeutel zu schonen, ist: Falls du interessiert bist am Feiern, versuche Alkohol mitzunehmen aus Deutschland oder lass dir was bringen, wenn dich jemand besucht. Durch die staatlich kontrollierten Alkoholläden, das Systembolaget, sind die Preise sehr teuer. Städte, die sich definitiv lohnen, sind Malmö, Lund, Göteborg, Helsingborg und definitiv Stockholm.

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem kurzen Bericht einen kleinen Eindruck von deinem möglichen Auslandssemester geben. Bei weiteren Fragen melde dich gerne bei mir.