Norwegen - University of Agder
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Erfahrungsbericht
Carl-Friedrich S., Wirtschaftsinformatik, 5. Semester, Norwegen, Kristiansand, University of Agder, Wintersemester 2024/25
Bewerbungsprozess
Der Bewerbungsprozess für mein Auslandssemester an der Universitetet i Agder (UiA) in Kristiansand war überraschend reibungslos. Dank des International Office der Hochschule Stralsund und der Unterstützung meiner Studiengangskoordinatorin fühlte ich mich stets gut betreut. Schon früh stand für mich fest, dass ich mein Auslandssemester in Skandinavien verbringen wollte – letztendlich überzeugte mich Norwegen mit seiner atemberaubenden Natur. Kristiansand bot dafür die perfekte Gelegenheit. Bei einem Online-Informations-Event der UiA erhielt ich alle relevanten Details zu Ablauf und Formalitäten; außerdem stellte die Universität einen umfassenden Leitfaden auf ihrer Website bereit. So wusste ich von Anfang an genau, welche Schritte ich erledigen musste.
Vorbereitung
Da Kristiansand an der Südspitze Norwegens liegt, entschied ich mich, mit meinem Auto und der Fähre von Hirtshals überzusetzen. So konnte ich nicht nur ausreichend Kleidung, sondern auch weitere persönliche Gegenstände problemlos mitnehmen. Die UiA informiert vorab ausführlich, was man in Norwegen alles benötigen könnte – von wetterfester Kleidung bis hin zu praktischen Alltagsgegenständen. Für die Bezahlung kann ich nur empfehlen, eine digitale Kreditkarte wie beispielsweise Revolut zu nutzen, mit der man bequem in aktueller Wechselkursberechnung bezahlen kann.
Wohnungssuche und Unterkunft
Die Suche nach einem WG-Zimmer verlief über SiA Bolig, die offizielle Studentenvereinigung von Agder, erfreulich reibungslos. Dort registrierte ich mich online und konnte mich direkt für Zimmer bewerben. Als ausländische Studierende werden einem in der Regel bevorzugt Zimmer zugewiesen, auch wenn man nicht immer seine erste Wahl bekommt. Ich hatte jedoch das Glück, in einer tollen Vierer-WG zu landen – mit anderen internationalen Studierenden. Wir hatten eine große Gemeinschaftsküche mit Essbereich und jeder ein eigenes geräumiges Zimmer samt eigenem Bad.
Kultur
Die Ankunft in Kristiansand und insbesondere die Willkommenswoche wurden von der UiA hervorragend organisiert. Ich empfehle jedem, unbedingt rechtzeitig (am Willkommens-Tag) vor Ort zu sein, um an den Aktivitäten teilzunehmen: Man knüpft sofort Kontakte und fühlt sich von Anfang an integriert. Die ersten Wochen fanden in Buddy-Gruppen statt, in denen regelmäßig Ausflüge, Grillabende, Feiern, Kinobesuche oder Stadttrips unternommen wurden. Unsere Buddys waren sehr engagiert und standen uns das gesamte Semester über zur Seite. Auch wenn Norweger im Allgemeinen eher zurückhaltend wirken, sind sie sehr freundlich, hilfsbereit und offen. Da es zudem viele internationale Studierende gibt (allein etwa 550 auf dem Campus Kristiansand), ist die Stimmung sehr aufgeschlossen – mein Tipp: so viele Events wie möglich mitnehmen!
Alltag
Nach rund drei bis vier Wochen kehrte allmählich der Alltag ein, der sich aber doch von meinem Leben in Deutschland unterschied. Fast jeden Abend trafen wir uns in Gemeinschaftsräumen, um Karten zu spielen, Filme zu schauen oder zusammen zu feiern. Langweilig wurde es nie, da wir uns nachmittags oft verabredeten, um zu wandern, die Stadt zu besuchen oder in eines der zahlreichen Cafés zu gehen. Gemeinsames Kochen stand ebenfalls häufig auf dem Programm.
Freizeit
Kristiansand hat rund 100.000 Einwohner und bietet weitaus mehr Möglichkeiten, als ich zunächst erwartet hatte. Es gibt etliche Clubs, Bars und Cafés, sodass das Nachtleben besonders donnerstags und samstags pulsiert. Die Universität organisierte zudem jeden Sonntag einen sogenannten Sunday-Hike, bei dem man neue Wanderwege erkunden konnte. Darüber hinaus veranstaltet SiA regelmäßig Events, und auch im Studentenhaus BARE in der Innenstadt ist immer etwas los. Da einfach zu viele Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden, konnte ich gar nicht alles miterleben. Fast jeden Dienstag zog es uns außerdem oft ins Nordcafé, um beim Pub-Quiz gegen andere Gruppen anzutreten.
Sprache
Obwohl ich mir vorgenommen hatte, Norwegisch zu lernen, hätte ich theoretisch ohne Probleme darauf verzichten können, denn praktisch alle Norweger sprechen ausgezeichnetes Englisch – sogar die ältere Generation. Für Deutschsprachige ist Norwegisch aber relativ leicht zu erlernen, sodass es sich durchaus lohnt, wenigstens die Grundlagen zu beherrschen.
Umfeld
Das gesamte Umfeld an der UiA war beeindruckend inklusiv. Man wurde überall mit offenen Armen empfangen und eingebunden. Die Hilfsbereitschaft der Menschen, seien es Studierende, Lehrende oder die Einheimischen in der Stadt, hat mich immer wieder positiv überrascht.
Studium
In puncto Studium unterschied sich Kristiansand nicht so sehr von meinen Erfahrungen in Deutschland. Die Anforderungen und der Schwierigkeitsgrad waren vergleichbar. Besonders positiv fiel mir auf, wie gut die Online-Lernplattformen und digitalen Ressourcen in den Studienalltag integriert wurden.
Infrastruktur
Die Stadt verfügt über ein gut ausgebautes Busnetz, das regelmäßig alle wichtigen Punkte in und um Kristiansand anfährt. Wer die Möglichkeit hat, mit dem eigenen Auto anzureisen, wird jedoch schnell feststellen, wie praktisch das sein kann. Viele der schönsten Ausflugsziele liegen etwas abseits, und mit dem öffentlichen Nahverkehr braucht man oft lange, um dorthin zu gelangen. Parkplätze in den naheliegenden Wohnvierteln sind zum Glück unkompliziert zu finden.
Tipps & Tricks
Wenn man sich zwischen den beiden Standorten der UiA entscheiden kann, rate ich eher zum Campus Kristiansand, da hier deutlich mehr Events stattfinden als am kleineren Campus in Grimstad. Wer kann, sollte auf jeden Fall ein Auto mitnehmen, um möglichst viel von Norwegen zu sehen. Und selbstverständlich gilt: So viele Veranstaltungen wie möglich besuchen – man kann ohnehin nicht an allem teilnehmen, aber jede Aktivität ist eine neue Chance, tolle Leute kennenzulernen. Für längere Reisen und Ausflüge bieten sich Stavanger (Preikestolen), Bergen oder die Telemark-Region, mit ihrer wunderschönen Natur an. Die Lofoten sind natürlich ebenfalls traumhaft, aber eventuell für später geeignet, wenn man noch einmal nach Norwegen zurückkehrt.
Fazit
Mein Auslandssemester in Kristiansand war eine unglaubliche Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Ich habe wunderbare Menschen getroffen und Freundschaften geschlossen, von denen ich hoffe, dass sie ein Leben lang halten. Bei all den unvergesslichen Momenten fiel mir der Abschied entsprechend schwer – am liebsten wäre ich noch länger geblieben. Ich habe jede Minute genossen und würde es jederzeit wiederholen. Außerdem empfehle ich jedem, der die Gelegenheit hat, Norwegen mit seiner atemberaubenden Natur unbedingt zu besuchen. Eines steht fest: Ich komme wieder!
Vi sees Norge!