Norwegen - Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet
Hjertelig velkommen!
Nena B., Leisure and Tourism Management, 6. Semester, Norwegen, Ålesund, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Sommersemester 2022
Ich habe mich an drei norwegischen Unis beworben und wurde bei meinen Zweitwunsch der – Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet (NTNU) – angenommen. Insgesamt war der Bewerbungsprozess mit viel Papierkram verbunden. Der Prozess wurde für mich knifflig, als ich herausfinden wollte, welcher Standort der NTNU für mich in Frage kommt. Das heißt man muss sich eine Übersicht über alle angebotenen Kurse schaffen und sehen an welchem Standort man auf seine 30 ETCS Punkte kommt. Das ist nicht so einfach, vor allem wenn man selbst nur noch eine begrenzte Auswahl an Kursen hat, die man noch abschließen muss. Letzten Endes wurde es dann bei mir der Standort Ålesund der NTNU.
Was die Vorbereitung für mein Auslandssemester angeht habe ich mich vornehmlich um eine Unterkunft gekümmert, was sehr einfach ist (siehe nächster Abschnitt). Ansonsten sollte man sich eine Kreditkarte besorgen, da man in Norwegen eigentlich kaum noch Bargeld benötigt.
Die NTNU arbeitet mit Sit zusammen. Sit verwaltet die Studentenwohnheime an allen drei Standorten (Ålesund, Gjøvik, Trondheim) der NTNU. Allein in Ålesund gibt es derzeit vier Studentenwohnheime (Sørnesvågen, Bøgata, Fogdegården, Gåseidsmarka). Momentan wird an einem Neuen (Sundebygget) direkt auf dem Campus gebaut. Alle sind unmittelbar in der Nähe des Campus. Ich habe in einer Zweier-WG in Sørnesvågen gewohnt und nur fünf Minuten zu Fuß zum Campus gebraucht. Alle Internationals haben ein Zimmer in den angebotenen Studentenwohnheimen bekommen. Auch wenn man manchmal erst spät eine Zusage bekommt und es auch nicht garantiert wird, dass man eine Unterkunft bekommt, sollte man sich was das angeht wenig Sorgen machen. Zumindest im Sommersemester waren noch einige Zimmer frei. Was man vorher wissen sollte ist, dass man sich selbst um Ausstattung kümmern muss, also was Küchenequipment und Bettwäsche angeht. Hier an dieser Stelle zwei Tipps: Es gibt ein Jysk (Dänisches Bettenlager) in Moa, bei dem man sich günstig eindecken; und wenn man in Sørnesvågen unterkommt, findet man dort ein Regal, in dem Studies ihr abgelegtes Küchenzeugs und allen möglichen nützlichen Kram abgelegen (neben dem Wäscheraum).
Da ich nur vier Kurse belegt habe, hatte ich ziemlich viel Freizeit, in der ich mich vornehmlich mit meinen eigenen Interessen beschäftigt habe. Aber man kann in der Umgebung eigentlich recht viel machen. Mein Lieblingsplatz ist das Freilichtmuseum Sunnmøre, was nur zehn Minuten von meinem Wohnheim entfernt liegt. Hinter dem Museumsgelände liegt zum einen ein Aussichtspunkt, der einen die ganze Stadt überblicken lässt und zum anderen auch einige Trampelpfade, die sich lohnen zu erkunden. Ansonsten kann man, wenn man nicht mit dem Bus fahren will, auch über den Aksla ins Stadtzentrum wandern. Auch eine sehr schöne, wenn auch anstrengende Wanderroute befindet sich auf dem Sukkertoppen. Wenn man im Winter in der Gegend ist, sollte man auch wenigstens einmal Skifahren gehen. Das geht z.B. beim Strandafjellet. Vom Gipfel hat man auch eine gute Aussicht auf den Storfjord. Es gibt auch mehrere Clubs und Bars, jedoch war ich eher für Nachwanderungen als für Techno zu begeistern. Wer aber gerne eine breite Auswahl an Bieren hat und einmal die heimischen Brauspezialitäten genießen möchte, der sollte unbedingt ins Molo Brew gehen.
Diejenigen die Norwegisch an der HOST hatten, sollten sich bewusst sein, dass in Ålesund vornehmlich Nynorsk zum Einsatz kommt. Das ist allerdings nicht weiter problematisch, da sich nur die Schriftsprache etwas vom Bokmål unterscheidet. Was jedoch eher zum Problem werden kann sind die norwegischen Dialekte. Die sind wie in Deutschland nicht zwingend verständlich. Ansonsten spricht fast jeder Englisch. Es ist mir nur ein einziges Mal passiert, dass ich nicht weiter gekommen bin. Jedoch, wenn man vor hat sein Norwegisch tatsächlich auch mal in der Praxis anzuwenden, sollte man sich einen Lernpartner suchen. Sobald die Norweger merken, dass man kein Norwegisch oder eben besser Englisch sprechen kann, wird zum Englischen gewechselt, auch wenn man sagt, dass man es gerne lernen möchte und einfach nur langsamer reden könnte.
Vornehmlich habe ich mich mit den anderen Internationals umgeben, da es nicht ganz so einfach ist die Norweger für sich zu gewinnen. Übrigens sind Norweger nüchtern ganz anders als betrunken. Jedoch sind beide Seiten absolut verträglich. Auch wenn man bei einigen eine 180 Grad Veränderung beobachten kann. Sozusagen vom eher reservierten und zurückgezogenen Norweger zu sehr extrovertierten Persönlichkeiten. Was die anderen Internationals angeht, waren wir insgesamt 17 Leute. Die meisten waren aus Deutschland, Frankreich und Polen, aber es waren auch eine Belgierin, ein Niederländer als auch eine Tschechin dabei. Es ist war also ziemlich bunt durchgemischt, was das ganze Auslandserlebnis nur noch lebhafter gemacht hat.
Das Studium an sich war sehr gut. Ich hatte das Gefühl, welches mir andere auch bestätigt haben, dass man an der NTNU viel mehr einbezogen wird und dass die Vorlesungen auf Zuarbeit und Diskussion basieren. Man fühlt sich schnell eingebunden, jedoch ist das mit viel Eigenleistung verbunden. Ich hatte vier Kurse belegt. Jeder Kurs hat mir 7,5 ETCS gebracht. Ich habe Understanding Culture (AL301408), Digital Marketing Analytics (AM304119), Cases in Technology Strategy and Marketing (AM302312) und Global Supply Chain Management (AM305918) belegt. Insgesamt habe ich nur eine Klausur geschrieben, in den anderen Kursen waren es Abgaben, wie Hausarbeiten, ein Videovortrag oder ein Essay. Wer nicht auf Gruppenarbeiten aus ist, sollte es sich allerdings zweimal überlegen sich für die NTNU zu bewerben, denn ich hatte in jedem einzelnen Kurs Gruppenarbeiten. Allerdings habe ich gerade da gemerkt, dass sich meine interkulturelle Kompetenz, mit Leuten aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zusammen zu arbeiten, deutlich verbessert hat.
Die Unigebäude sind sehr modern und offen geschnitten. Die Bibliothek ist kleiner als die der HOST, gerade was die analoge Bücherauswahl angeht. Das ist aber kein Problem, da die NTNU ein sehr breites Angebot an online Material anbietet. Wenn man mal Abwechslung zum Schreibtisch in den Studentenunterkünften braucht, dann findet man auf jeden Fall Platz in den Unigebäuden. Das gesamte zweite Stockwerk der Bibliothek ist auf Arbeitsplätze ausgelegt. Dort kann man bequem an Gruppenarbeiten rumwerkeln oder auch allein lernen. Es gibt zusätzlich auch noch Lernräume für die einzelnen Fakultäten, ansonsten findet man in den Unigebäuden überall Lernplätze und Steckdosen. Außerdem sollte man die Aussicht Richtung Süden auf jeden Fall genießen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel, was sich hier auf die Busse und auf Fähren bezieht, sind sehr zuverlässig und fahren auch unter der Woche häufig (mindestens zweimal in der Stunde). Wenn man in einem der Studentenwohnheime unterkommt, kann man auch eigentlich in jeden Bus einsteigen, um entweder in die Innenstadt zu kommen oder in Richtung Moa zu fahren. Am Wochenende fahren die Busse nicht so häufig. Es gibt keinen Bahnhof in Ålesund, dafür aber einen Flughafen, der mit dem Bus innerhalb von ca. einer halben Stunde zu erreichen ist. Einmal am Tag fährt im Winter ein Bus nach Stranda. Wenn man also gerne einen Skiausflug unternehmen möchte, sollte man auf jeden Fall zumindest einmal einsteigen.
Tipps und Tricks:
1) Da der Wocheneinkauf schnell mal teurer werden kann, sollte man vornehmlich die Produkte von First Price oder Eldorado kaufen.
2) Wenn ihr mit dem Bus vom Flughafen bis Ålesund fahrt, dann erkundigt euch vorher welche Bushaltestelle in der unmittelbaren Nähe eurer Unterkunft ist; der Bus hält nämlich nicht nur an den vorgesehenen Haltestellen!
3) Ladet euch die FRAM App herunter und kauft euch über die App euer Busticket, was entweder das Ung- oder Student Monatsticket sein wird (beiden kosten gleich viel).
Fazit
Sowohl die Uni als auch die Stadt selbst, und die Natur drumherum, haben mich schnell für sich gewinnen können. Es war eine wirklich schöne Zeit. Es hat sich gelohnt!