




Erfahrungsbericht
Marlen I., Tourism Development Strategies , 3. Semester, Italien, Bergamo, Università degli Studi di Bergamo, Wintersemester 2024/25
Città Alta, Tourismus und viel Stracciatella-Eis – Erasmusbericht aus Bergamo
Bergamo war für mich die logische Wahl, da es die Partneruniversität für das Double-Degree-Programm im TDS-Master ist. Die Bewerbung musste schnell erfolgen – bereits im ersten Semester –, da der Master nur zwei Jahre dauert. Ein paar italienische Wörter zu kennen, kann nicht schaden und freut die meisten Italiener! Die Kurswahl sollte gut durchdacht sein, denn beim Double Degree gibt es eine Liste mit vorgeschriebenen Kursen, aus der mindestens 30 ECTS gewählt werden müssen. Keine Sorge, es kann aber auch am Anfang des Semesters noch einiges angepasst werden.
Zur Wohnungssuche kann ich sagen: Schnell sein lohnt sich! Besonders Facebook-Gruppen oder ESN-Housing-Gruppen auf WhatsApp sind hilfreich. Ich habe mein Zimmer über den Accommodation Service der Uni gefunden – hier muss man aber hartnäckig bleiben und ruhig nachhaken, sollte man keine Antwort bekommen. Männer sollten besonders schnell sein, da viele WGs nur Frauen aufnehmen. Empfehlenswerte Wohngegenden sind die Innenstadtbereiche in der Città Bassa oder in der Nähe des Wirtschaftscampus in der Via dei Caniana.
Bergamo ist typisch italienisch und doch international. Aperitivi, elegante Mode und die italienische Bürokratie gehören dazu. Tourismus wird an der Fakultät für Kultur, Sprache und Literatur in der wunderschönen Altstadt unterrichtet – die übrigens auf einem Hügel liegt (aber keine Sorge, es gibt Busse!). Internationale Studierende sind zahlreich vertreten, was das Ankommen erleichtert. Ich habe mich in der Stadt von Anfang an sehr wohl und sicher gefühlt und kannte mich nach wenigen Tagen schon gut aus. Die sonnigen Wintermonate haben das Leben in Bergamo besonders angenehm gemacht, und ich konnte die Stadt in vollen Zügen genießen.
Auch in der Freizeit bietet Bergamo viele Möglichkeiten. Die Stadt ist ein perfekter Ausgangspunkt für Norditalien: Mailand, Venedig, Verona und Cinque Terre – alles gut erreichbar. Besonders im Spätsommer und Herbst habe ich mit meinen neuen Freunden viele Städte bereist. Da häufig der Freitag vorlesungsfrei war, konnte ich die langen Wochenenden optimal nutzen, um Italien in all seinen Facetten kennenzulernen. Neben den Reisen habe ich es sehr genossen, Bergamos Umgebung zu erkunden. Es gibt wunderschöne Wanderwege, die gerade im Herbst traumhafte Ausblicke bieten. Oft bin ich nach einem langen Uni-Tag in der Città Alta geblieben oder mit den Mädels meiner WG noch einmal hochgelaufen, habe dort die Aussicht genossen und bin durch die engen, historischen Gassen geschlendert – an sonnigen Tagen gerne mit einem Stracciatella-Eis vom Café La Marianna, das als Erfinder dieser Eissorte gilt.
Ein weiteres Highlight meines Semesters war definitiv das soziale Leben. Ich habe viel gelacht, unzählige Abende mit meiner WG und anderen Freunden in der Küche gesessen, stundenlang gequatscht, gemeinsam gekocht und Musik gehört. Besonders schön war es, so viele verschiedene Kulturen kennenzulernen – sei es bei Pasta- und Pizza-Abenden, Geburtstagsfeiern oder Weihnachtsfesten, zu denen ich eingeladen wurde oder die wir selbst organisiert haben. Die Erasmus-Community in Bergamo ist unglaublich herzlich, und ich habe Freundschaften geschlossen, die weit über mein Auslandssemester hinaus Bestand haben werden. Die Erasmus-Netzwerke AEGEE und ESN erleichtern hier den Einstieg durch viele Events. Besonders am Anfang ist es eine gute Möglichkeit, um mit neuen Leuten ins Gespräch zu kommen. Die beste Pizza findet man übrigens unter anderem bei L'Antica Pizzeria da Michele – ein Muss für alle Pizza-Liebhaber!
Der Unterricht war anfangs anders als im TDS-Programm, aber die Professoren – oft mit internationalem Hintergrund – brachten spannende Perspektiven ein. Besonders der Fokus auf soziale und ökologische Aspekte im Tourismus gefiel mir. Studieren in historischen Gebäuden mit alten Gemälden an den Wänden fühlte sich manchmal an wie in einem Film. Allerdings sind Frontalunterricht und viele Prüfungen gewöhnungsbedürftig und nicht das, was ich aus meinem bisherigen Studium gewohnt war.
Mobilität ist unkompliziert: Ich habe am liebsten Nextbike-Räder (ATB LaBiGi) genutzt – ein Jahresabo lohnt sich. Busse sind gut vernetzt, Tickets gibt es per ATB-Mobile-App, und Google Maps hilft bei der Routenplanung.
Mein Tipp: Sei offen, frage nach und knüpfe Kontakte! Die Erasmus-Community ist stark, und der Zusammenhalt ist unbezahlbar. Bergamo ist für mich zu einem zweiten Zuhause geworden. Ich bin unglaublich dankbar für all die Erfahrungen, die ich hier sammeln durfte, für die Freundschaften, die entstanden sind, und für die Möglichkeit, so viele neue Orte zu entdecken. Mein Fazit: Bergamo ist ein großartiger Ort für ein Auslandssemester, besonders für Tourismusstudierende. Akademisch und persönlich habe ich viel gelernt – von neuen Perspektiven bis hin zur Kommunikation in einem internationalen Umfeld. Ich kann Bergamo nur empfehlen!