Chile - Universidad de los Andes (UANDES)

Erfahrungsbericht

Jonas S., Maschinenbau, 7. Semester, Universidad de los Andes (UANDES), Chile, Santiago de Chile, Wintersemester 2024/2025

 

Vorbereitung

Die Vorbereitung meines Auslandssemesters war mit einigen Herausforderungen verbunden. Die Kommunikation mit der Universidad de los Andes (UANDES) gestaltete sich schwierig, und wichtige Informationen wie der Acceptance Letter – mein Ticket nach Chile – kamen spät oder unvollständig an. Nachdem ich acht Wochen ohne Rückmeldung gewartet hatte, kontaktierte ich die UANDES per E-Mail. Doch auch auf diese Anfrage erhielt ich erst nach zwei weiteren Wochen eine Antwort, die statt des erhofften Acceptance Letters lediglich auf einen Fehler in meiner Kurswahl hinwies – jedoch ohne klare Anweisungen zur Behebung. Nach weiteren Klärungen und viel Geduld erhielt ich schließlich die lang ersehnte Zusage, allerdings erst vier Wochen vor meinem Abflug. Das hieß für mich: für Prüfungen lernen und bestehen, Auszug aus Stralsund organisieren und alles für das Auslandssemester in die Wege leiten (Flug, Unterkunft, Versicherung etc.). Auch während des Semesters blieben Kommunikationsprobleme bestehen, weshalb ich allen zukünftigen Studierenden empfehle: Kümmert euch frühzeitig und hartnäckig um alle Details, nicht abwarten und Däumchen drehen wie ich es tat. Manchmal muss man Leuten auf den S#ck gehen um etwas zu erhalten.

Kultur und Alltag

Bei meiner Ankunft am Arturo Merino Benítez International Airport fühlte es sich an wie ein Sprung ins kalte Wasser – allein, ohne Spanischkenntnisse, mitten in Südamerika. Es war überwältigend. Ausgerechnet an meinem Ankunftstag tobte ein Jahrhundertsturm in Santiago, der viele Menschen für bis zu zwei Wochen ohne Internet oder Strom ließ. Schnell fiel mir auf: Diese Stadt ist voller Gegensätze. Auf einige wenige sehr Reiche kommen hunderte Arme, und die unzureichende Stadtplanung zeigte sich deutlich, als ganze Straßen aufgrund fehlender Drainagen überflutet waren. Nichtsdestotrotz genoss ich meine Zeit in Santiago de Chile. Die Stadt mitten an den Ausläufern der Anden biete unglaubliche Möglichkeiten sich die Zeit zu versüßen. Ski fahren in Valle de Nevado im Osten oder Surfen 2h westlich in Vina del Mar, Valparaiso oder Concon. Chiles pulsierende Metropole lässt wenig Wünsche offen. Ich persönlich nutze die Stadt vorallem als Tor zu Südamerika. Im Vergleich zu Stralsund konnte diese Stadt nicht kontrastreicher sein. Mit mehr als sieben Millionen Einwohnern ist die Stadt nicht nur größer, sondern auch deutlich hektischer. Überraschend gut funktionierte der öffentliche Nahverkehr, der trotz Fahrtzeiten bis zu 1,5 h zur Uni viel Flexibilität bot. Deutlich besser und günstiger als in Stralsund, no hard feelings. Die Uni in Chile ähnelt viel mehr einer Schule. Nicht nur das durchschnittliche Alter der Studierenden ist deutlich jünger als in Deutschland, auch herrscht an der UANDES ein anderes Benotungswesen: im Semster gibt es Test und Zwischenprüfungen, desweiteren werden Hausaufgaben benotet und die Anwesenheit kontrolliert denn auch diese, sowie die Mitarbeit, fließen in deine Endnote mit ein. Ich hatte das Glück nur wenige Kurse zu belegen, wodurch ich in meiner Freizeitgestaltung recht flexibel war. Jedoch konnten das nicht viel Komillitonen von sich behaupten. Wodurch schon am Anfang bei einigen die Nervosität stieg ob sie denn allen Anforderungen gerecht werden. Außerhalb der Uni werden verschiedene Möglichkeiten geboten um sich die Freizeit zu vertreiben. Beispiele dafür sind verschiedene Vereine wie Handball-, Basketball-, Volleyball. Direkt auf dem Campus sind 4 Paddleanlagen, ein Fußballplatz und ein Gym vorhanden. Alles in allem gibt es deutlich mehr Freizeitangebote. Ob du diese nutzen kannst hängt von deinem Stundenplan ab, Tage bis 19:00 Uhr sind Normalität.

Freizeit und Reisen

Ich habe ganz bewusst Santiago als das Tor zu Südamerika bezeichnet. Mit seiner zentralen Lage in Chile und in Südamerika ist es leicht seine nahe und ferne Umgebung zu erkunden. Gleich am östlichen Rande der Stadt befinden sich die Anden mit ihren enormen Felsformationen, fährt man in den Westen sieht man nach 2h den größten Ozean der Welt, den Pazifik. In welche Himmelsrichtung man auch blickt, Chile ist ein Land der Extreme: Im Norden der trockenste Ort der Welt, die Atacama Wüste und im Süden das sagenumwobene Patagonien mit Gletschern, blauen Seen und einer unglaunlichen Flora. Weitere Reisen führten mich durch die Uyuni Wüste in Bolivien, der größten Salzwüste der Welt, nach LaPaz wo ich die Deathroad mit dem Fahrrad bezwingen konnte bis zur historischen Städte Machu Pichu in Peru. Die Reisen waren nicht nur wegen der beeindruckenden Orte spannend, sondern auch durch die Art des Reisens: Ich war viel mit Bussen unterwegs. Mehrere Stunden und Nächte meines Auslandssemesters verbrachte ich auf diese Weise – eine kostengünstige und praktische Möglichkeit, da ich mir so oft eine Nacht im Hostel sparen konnte.

Während ich das schreibe befinde ich mich am Flughafen in Bogota, zuvor verbrachte ich Weihnachten am karibischen Meer unter Palmen bei Santa Marta und feierte Sylvester in Medillin. Nun bin ich auf dem Weg nach Letitia um den Regenwald zu erforschen und im Anschluss mit dem Boot den Amazonas nach Äquador zu fahren. Um dann meine letzte Woche des Auslandssemesters auf den Galapagos Inseln ausklingen zu lassen.

Mein Auslandssemester war eine einmalige Gelegenheit, das beeindruckende Chile zu bereisen und Südamerika etwas zu erkunden. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen meinen Unterstützern bedanken: bei meinen Eltern, meiner Familie und Freunden und bei den Damen und Herren des Outgoing Office! Vielen Dank, ohne euch hätte ich das nie erleben dürfen.

Studium

Das Studium an der UANDES war eine spannende Erfahrung. Im Vergleich zur Hochschule Stralsund (HOST) gibt es deutlich mehr Studierende, was zu einer lebendigeren, aber auch schulähnlicheren Atmosphäre führt. Die jüngeren Studierenden und der strukturierte Campusalltag haben mir einen neuen Blick auf das universitäre Leben gegeben. Jedoch war

es ungewohnt auf Hausaufgaben und Anwesenheitspflicht zu treffen. Auch wird innerhalb des Semesters viel mehr auf Leistung gepocht und überprüft

Sprache

Das Erlernen und Anwenden von Spanisch war eine der größten Herausforderungen, aber auch eine der lohnendsten Erfahrungen. Anfangs konnte ich nur „Solo hablo inglés“ sagen, doch mit der Zeit führte ich einfache Gespräche mit Einheimischen. Obwohl ich noch kein fließendes Spanisch spreche, kann ich mich verständlich machen – ein großartiges Erfolgserlebnis..

Fazit

Mein Auslandssemester an der UANDES war eine prägende und bereichernde Erfahrung, die weit über akademischen Austausch und Reisen hinausging. Ich habe wertvolle Lebenserfahrungen gesammelt: Neues auszuprobieren, auf fremde Menschen zuzugehen und eine Sprache zu lernen, die ich zuvor nicht beherrschte – all das hat mich nachhaltig geprägt. Dieses Semester war eine der besten Zeiten meines Lebens. In einem fremden Land zu studieren und zu leben erweitert den Horizont auf eine Weise, die ich mir vorher kaum vorstellen konnte. Man knüpft Kontakte zu Menschen, von denen man es nie erwartet hätte, sammelt einzigartige Erfahrungen und sieht Dinge, die man nie vergessen wird. Trotz eines holprigen Starts habe ich unvergessliche Momente erlebt, neue Freundschaften geschlossen und mich sowohl persönlich als auch akademisch weiterentwickelt. Die Unterschiede zwischen Santiago und Stralsund, der UANDES und der HOST sowie zwischen Südamerika und Deutschland haben mir völlig neue Perspektiven eröffnet, die mich für die Zukunft bereichert haben.