Von Balkonkraftwerk bis Heizung runter

Experte Martin Hayduk vom Institut für Regenerative EnergieSysteme an der Hochschule Stralsund gibt Energiespar-Tipps –für das Private und an der HOST

ein Balkonkraftwerk über der Hochschule Stralsund, Aufnahme von der Rückseite.
ein Balkonkraftwerk über der Hochschule Stralsund, Aufnahme von der Seite auf die schwarzen Sonnenkollektoren.
Ein lächelnder junger Mann hält ein Modell eines Windrades.

Die Hochschule Stralsund (HOST) setzt sich aktiv für mehr Nachhaltigkeit ein und beteiligt sich auch am bundesweiten Projekt „Zukunftsforum Klimafreundliche Hochschulen“. Ein echter Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit ist das Institut für Regenerative EnergieSysteme (IRES) an der HOST, welches durch das Windrad, die Wasserstoff-Forschung und dem grünen ThaiGer-H2-Racing Team einen großen Beitrag am Campus leistet. Mit der AG Nachhaltiger Campus und der gleichnamigen Rektoratskommission werden jetzt wichtige Impulse gesetzt, um noch nachhaltiger zu werden. Doch was kann die Einzelperson gezielt machen, um auch etwas dazu beizutragen und nachhaltiger zu werden?

In dem Interview mit Mitarbeiter und Experte Martin Hayduk vom IRES stand die Frage „Wie grün ist die HOST und was kann jeder Einzelne tun?“ im Mittelpunkt.

Herr Hayduk, wie grün ist die Hochschule momentan?

Martin Hayduk: Unsere Hochschule ist auf dem richtigen Weg. Unsere Hochschule hatte im Jahr 2022 einen mittleren elektrischen Leistungsbedarf von 185 kW. Dem gegenüber ein normaler 3-Personen-Haushalt ca. 500 W. Im Vergleich zu 2019 (die Jahre 2020 - 2021 sind pandemiebedingt nicht aussagekräftig) hat die Hochschule im Jahr 2022 im Regelbetrieb bereits 6 % weniger elektrische Energie verbraucht.

Daran angeknüpft – Was stellen Sie fest, wenn Sie mit Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden sprechen: Wie ausgeprägt ist das Umweltbewusstsein?

MH: Ich denke, dass momentan wenige Leute wirklich glauben, aktiv etwas machen zu müssen. Viele sorgen sich auf persönlicher Ebene um beispielsweise steigende Strompreise, was absolut verständlich ist. Aber es ist auch wichtig, das ganzheitliche Bild zu sehen und sich über den eigenen Haushalt hinaus für Klimaschutz einzusetzen. Das trifft nicht direkt die Personen unserer Hochschule, sondern das stelle ich allgemein fest; auch in meinem privaten Umfeld.

Ist das Umweltbewusstsein bei den Mitarbeitenden des IRES höher?

MH: Ich würde sagen, dass wir den Anforderungen an den Klimaschutz sehr technisch begegnen, sodass beispielsweise CO2-Emmissionen eingespart oder sogar als Ressource genutzt werden können. Ich persönlich suche immer Wege zu mehr Unabhängigkeit und würde mich freuen, irgendwann einmal autark zu leben. Ich denke, dass bis zu 90% des Stroms leicht klimafreundlich zu generieren sind, danach wird es jedoch für die letzten 10% teuer und schwer.

Die Hochschule soll ein eigenes Balkonkraftwerk haben – stimmt das?

MH: Ja, das stimmt! Es gibt seit Anfang April 2024 ein Balkonkraftwerk auf dem Gebäude des IRES an der Hochschule Stralsund. Es ist Richtung Westen und mit einer Schräglage von 15 Grad ausgerichtet. Hierbei geht es darum, den Strom, welcher eingekauft wird, zu reduzieren und somit langfristig einige Ersparnisse zu generieren.

Machen solche Kraftwerke denn für den Einzelnen Sinn? Ist das also zu empfehlen oder wären andere Maßnahmen sinnvoller?

MH: Grundsätzlich kann jede kleine Maßnahme dazu beitragen, unabhängiger und nachhaltiger zu werden. Bei Balkonkraftwerken ist die Qualität sehr wichtig. Da es dort große Unterschiede gibt, ist beim Kauf solcher Kraftwerke Vorsicht geboten. Das Balkonkraftwerk an unserer Hochschule ist aus qualitativ hochwertigen Einzelteilen selbst zusammengestellt und gebaut. Da es aktuell noch keine festen Regelungen und Normen für kleine Kraftwerke an Balkonen von Mietwohnungen gibt, ist es momentan wahrscheinlich sinnvoller, grünen Strom zu nutzen und zu beziehen. Bei Personen, die Eigentum besitzen, ist es natürlich zu empfehlen.

Was können wir als Einzelpersonen bei uns zu Hause machen, um Energie einzusparen und damit zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen?

MH: Es gibt einige Maßnahmen, die leicht umzusetzen sind. Generell gilt natürlich: Augen auf beim Strom- und Wärmeverbrauch! Dann sind Stoßlüften und das Einstellen der Heizung auf den tatsächlichen Bedarf sehr wichtig. Manchmal ist es vielleicht sogar sinnvoller, sich einen Pullover anzuziehen, statt die Heizung auf 25 Grad Celsius einzustellen. Wer nicht weiß, welche Geräte genau Strom fressen, der kann sich Strommessgeräte für bereits unter 10 Euro kaufen und somit eine genaue Identifikation vornehmen. Und dann gibt es auch noch Maßnahmen, die auf der Hand liegen: mal das Fahrrad anstatt das Auto nehmen, regionale und gesunde Lebensmittel kaufen und Licht sowie Geräte ausschalten, wenn sie nicht gebraucht werden.

Und in der HOST? Was können Studierende und Mitarbeitende tun, um die Energiebilanz der Hochschule zu verbessern?

MH: Grundsätzlich ist es auch hier enorm wichtig, Verbräuche zu reduzieren. Das heißt, nur die Geräte einschalten, welche wirklich gebraucht werden. Allein dadurch sind mindestens 10 Prozent mehr Einsparung möglich. Ich persönlich würde mir auch eine verstärkte Nutzung und den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen wünschen. Ebenso ist eine Optimierung des Wärmemanagements denkbar, indem man den Bedarf reduziert und die Betriebszeiten des Blockheizkraftwerks reduziert. Weiterhin sind sowohl eine smarte Verbrauchersteuerung für effektives Energiemanagement sinnvoll als auch der Aufbau zusätzlicher Akkuspeicherkapazitäten. Sicherlich sind E-Ladesäulen für eine Verkehrssektor-Kopplung ebenso eine spannende Überlegung. Abschließend möchte ich sagen, dass der erste Schritt sein sollte, ein Bewusstsein für das Thema zu entwickeln und eigene Verbräuche zu identifizieren und zu reduzieren. Es sollte einem nicht egal sein.

Vielen lieben Dank für das aufschlussreiche Interview, Herr Hayduk.

MH: Ich habe zu danken, es hat mich sehr gefreut.

 

Über Martin Hayduk

Martin Hayduk ist seit dem 1. Februar 2021 an der Hochschule Stralsund tätig. Er hat von 2016 bis 2020 Regenerative Energien an der HOST studiert und ist seit 2021 Projektmitarbeiter im IRES. Aktuell ist er im Projekt „biogeniV: bV-A1Dezentrale Biomethanolerzeugung“ tätig, in welchem daran geforscht wird, wie man erneuerbare Energien mit Bioökonomie koppelt und somit den Weg für eine klimafreundliche Zukunft ebnet. Regelmäßig vertritt er die HOST auch nach außen, präsentiert mit dem ThaiGer-H2-Racing Team die neusten Rennwagen, erklärt deren Aufbau, Ziele und die Arbeit des Instituts für Regenerative EnergieSysteme an der HOST.

 

Lesen Sie auch: 

Auf dem Weg zum nachhaltigen Campus

Nachhaltigkeit: Kick-Off zur klimafreundlichen Hochschule

Goal Green: Stück für Stück zur Nachhaltigkeit