„Ich habe gefragt, ob ich ihn begleiten darf“, sagt Anja Loojenga lachend mit Blick auf ihren 17-jährigen Sohn, der sich gerade am Campus von den Racingteams am Haus 19 die Rennwagen erklären lässt und die Qualität der Schweißnähte anerkennend nickend honoriert. Der Studiengang Motorsport Engineering interessiert ihn – und zwar schon lange. Anja Loojenga aus Stralsund rät ihrem Sohn ganz klar zu einem Studium an der Hochschule – weil sie es selbst absolviert hat und durch den Zusammenhalt und das Campusleben als eine der schönsten Zeiten in ihrem Leben in Erinnerung hat. „Und das wünsche ich mir für ihn auch.“ Die Praxisorientierung ihres BWL-Studiums habe ihr viele Türen geöffnet, auch nach dem Studium im Ausland zu arbeiten – in den Niederlanden, wo sie ihren heutigen Ehemann und den Vater von Peter kennenlernte und vor einigen Jahren mit ihrer Familie zurück nach Stralsund kam. Der Kreis schließt sich. Und es sind Geschichten wie diese, die das Hochschulleben und den Charakter der HOST mitbestimmen.
Zum Campustag der Hochschule Stralsund am Samstag, 14. Mai 2022, hatte so gut wie jedes Gebäude geöffnet – Studierende, Mitarbeitende, Dozent*innen, Professor*innen und Mitglieder hochschulnaher Vereine zeigten den Studieninteressierten, ihren Familien und der Öffentlichkeit ihre Hochschule, das, was die HOST für ihre Disziplinen ausmacht.
In der Wirtschaftsfakultät drehte eine Studentin Zuckerwatte für eine Studieninteressierte, während Koordinatorin Stefanie Wenzel die junge Frau und ihren Vater ausführlich beriet. Eine Etage tiefer vorbei an aufgeschlossenen Fachschaftsvertreter*innen hatte ein Zeitungsredakteur die Handykamera auf Rasa Rollberg ausgerichtet, nachdem sie ihn über den Facetten-Reichtum eines Wirtschaftsstudiums informiert hatte. Auch digitale Beratungen wurden angeboten, um auch diejenigen aus ferneren Landesteilen zu erreichen, die nicht anreisen konnten. Und da haben sie einiges verpasst …
Denn ausgelassene Stimmung herrschte unterdes auf dem Campus: Eine Gruppe indischer Studierender hatte eine Gesangdarbietung vorbereitet, für die DJ Streifenhoernchen gern die Turntables kurzzeitig verstummen ließ, die Motoren der Rennwagen heulten auf, die Bratwürstchen zischten auf dem Grill, die Footballer demonstrierten ihre Passtechniken und dazwischen flanierten Familien mit kleinen Kindern bei Sonnenschein über den Campus. Wenn ein lauter Knall die Kulisse erfasste, wussten die Hochschulangehörigen genau woher und die Besucher*innen trieb es in die Richtung. Am Institut für Erneuerbare Energien fand wieder eine Demonstration der Kraft des Wasserstoffs statt – eine Knallgasprobe, die einen akustisch an die Geräuschkulisse in Historienfilmen erinnerte. Mitarbeiter Andreas Sklarow wurde nicht müde, die Gäste am Institut für Regenerative EnergieSysteme auch humorvoll zu unterhalten, nachdem sie den fachlichen Input seiner Kollegen aufgenommen hatten. Rasant kam wiederholt der Golf-Caddy, der kurz vor seiner Umrüstung auf die Brennstoffzelle steht, um die Ecke gefahren, sammelte ein paar Besucher ein und brachte sie weiter – zum Beispiel in die Fakultät für Elektrotechnik und Informatik, wo fröhliches Lachen durch die Flure drang, Studierende kickerten, Dampf drang aus dem Fachschaftsraum, wo Gäste auch kulinarisch mit Waffeln versorgt werden sollten, Abiturient*innen verloren sich in virtuellen Realitäten und fachliche Gespräche, ob in den geöffneten Laboren wie für Elektrische Antriebstechnik oder auf den Fluren rundeten den Eindruck ab. Ein ähnliches Bild – wenn auch mit anderem Fokus – bot sich in der Maschinenbaufakultät. Im Forum: mehrere Stände, ein Stimmgewirr über Amateurfunken, das ausstrahlungsstarke Großprojekt Artificial Intelligence in Farming (ArtIFARM), vorgestellt von Dekan Prof. Dr. Marc Vehse und Sabine Langner, oder über die Optionen durch das International Office an der HOST. Die Gänge entlang standen überall links und rechts die Türen offen, ermöglichten Einblicke wie in Fabrikhallen und fachlichen Input in Thematiken wie 3D-Druck, Orthetik oder auch Additive Fertigung.
Im Institute for Applied Computer Science ging es mit humorvollem Untertitel um "Cloud Desaster – die Cloud ist dann mal weg". Beim Info-Markt vor dem Auditorium Maximum stellten sich die geschätzten Partner der HOST wie Makerport, Studierendenwerk, Arbeitsagentur und Wohnungsanbieter der Hansestadt vor. Im Kinderlabor bereiteten sich schon die Kleinsten beim Programmieren auf eine wissenschaftliche Karriere vor.
Der Facettenreichtum beim Campustag war enorm – und kaum in seiner Gänze schilderbar. Und eben diese Mischung aus fachlichem Input, Vorstellung der Studiengänge, praktischen Anwendungen in den Laboren und hier wirklich mal „buntem“ Programm ließ wohl auch die Besucher*innen das Zeitfenster von 10 Uhr bei der großen Eröffnung mit Rektorin Prof. Dr. Petra Maier bis zum angesetzten Abschluss um 14 Uhr ein wenig sprengen. Ein gutes Zeichen.
Hier gelangen Sie zur Slideshow mit ein paar Eindrücken vom Tag.