Prof. Dr. Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), informierte sich heute am Modell der Hochschule Stralsund zu den Vorzügen und Stärken einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). Mit ausgewählten Highlights aus praxis- und anwendungsorientierter Lehre und Forschung zeigte die Hochschule Stralsund (HOST) ihre Stärke, Forschung auf Spitzenniveau zu betreiben und gleichzeitig mit einer hervorragenden Lehre die Studierenden für die Zukunft vorzubereiten. Bei einem Rundgang auf dem Campus standen daher vor allem Begegnungen mit Lehrkräften und Studierenden der Hochschule auf dem Programm.
Im Reinraum-Labor sah sich Alt die Ergebnisse der Digitalisierungsforschung „Productive 4.0: hardwarenahe Digitalisierung“ an. Dazu schlüpfte der HRK-Präsident extra in einen weißen Ganzkörperanzug und stieg durch die Luftschleuse in das ultra-reine Hochleistungslabor. Mit einer Fernbedienung steuerte er dort so genannte AGV-Roboter, die sich automatisiert frei im Raum bewegen können – eine Eigenentwicklung der Hochschule.
Die Begeisterung der Studierenden für ihre energiegeladenen Dozenten und die gute Betreuung ließ sich in einem kurzen Pitch zum Studiengang Gesundheitsökonomie spüren. Die Ausbildung der erstklassigen Fachkräfte in der Zukunftsbranche Gesundheitswesen ist besonders erfahrungs- und praxisorientiert. Von dem außergewöhnlich guten Betreuungsverhältnis profitieren darüber hinaus eine Reihe von erstklassigen studentischen Teams.
Mit einem selbstgebauten Motorrad stellte sich zunächst das Motorradrennteam MariTeam Racing vor. Von der ingenieurstechnischen Arbeit bis zum Marketing lernen die Studierenden im Projekt alles für die Praxis. Gerade erst mit einem Europameister-Titel vom Shell Eco-marathon zurückgekehrt, ließ anschließend das ThaiGer-H₂-Racing Team seinen Rennwagen auf dem Campus mit umweltfreundlichem Wasserstoff-Antrieb fahren. Beeindruckt von der Leistung des Teams und den Möglichkeiten der E-Mobilität stieg Präsident Alt selbst einmal in den Rennwagen. „Der Wissenstransfer in die Region und die gute Vernetzung zu Unternehmen und Wirtschaft laufen hier besonders vorbildlich“, lobte Alt. „Wir stellen Fachkräfte für große Wirtschaftsunternehmen bundesweit und international bereit, besonders aber für den regionalen Markt, auf dem gut ausgebildetes Personal dringend gesucht wird“, bestätigt Prof. Dr. Petra Maier, Rektorin der Hochschule.
Auf die speziellen Bedingungen in M-V zugeschnittene Studiengänge wie „Management in kleinen und mittleren Unternehmen“ oder „Gesundheitsökonomie“ förderten die Ausbildung hochqualifizierten Personals. „In Mecklenburg-Vorpommern sind 25% der Beschäftigten im Gesundheitswesen tätig. Da greifen wir nicht nur den Bedarf der Wirtschaft auf, sondern liefern Fachkräfte, die mit hochwertigen und gut bezahlten Stellen am Ende wieder Steuergelder einspielen“, verdeutlicht Maier.
Die HOST war umso erfreuter, die erste Wahl des wichtigsten Organs der Hochschulen in Deutschland zu sein, da sie ein Modell für gute Lehre, angewandte Forschung und einen hervorragenden Transfer in die Region ist. Vor dem Hintergrund des 50jährigen Jubiläums der Hochschulen für Angewandte Forschung zeigt sie stellvertretend die Stärke der HAWs, flexibler und dynamischer auf die Bedingungen der Wirtschaft reagieren zu können. Damals etablierten sich die so genannten Fachhochschulen als neuer Hochschultyp mit einem besonders starken Praxis- und Anwendungsbezug. Mittlerweile haben sich aus den ursprünglichen Fachhochschulen erfolgreich die heutigen modernen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) entwickelt. In diesem Jahr begehen sie nun das Jubiläum mit der Kampagne „unglaublich wichtig“.
Erst im Juni diskutierten fast 100 Präsidentinnen und Präsidenten bzw. Rektorinnen und Rektoren über die zukünftige Entwicklung von HAWs bzw. FHs in Deutschland. Dabei wurden im so genannten „Lübecker Manifest“ sechs Kernforderungen aufgestellt, die von einem eigenständigen Promotionsrecht bis zu der Unterstützung in der Personalentwicklung oder der Ressourcenausstattung für Internationalisierung reichen.
HRK-Präsident Alt sieht vor allem im Bereich der Strukturen Verbesserungsbedarf. „Für Promotionen ist es sinnvoll, besonders in den forschungsstarken Fachrichtungen Kolleg-Strukturen zu schaffen, die jeweils die Stärken der Fachhochschulen und Universitäten fördern und zusammenbringen“, so Alt. Um die Forschungsmöglichkeiten besser auszubauen, fordert Alt die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften auf, in deutlich höherem Maße Fördermittel abzurufen. „Der Gesetzgeber sollte außerdem möglich machen, dass Mittel aus Förderprogrammen umgewidmet werden können, damit HAWs diese zielorientierter, zum Beispiel für den Transfer, nutzen können.“
Verbesserungen im Vergleich zu früheren Hochschulpakten werden an der Hochschule Stralsund beim „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ gesehen, der ab 2021 in Kraft tritt. So soll die Vergabe der Hochschulpaktmittel unter anderem an die Absolventenquote gebunden werden. „Früher wurden die Hochschulen belohnt, ihre Studiengänge mit Studierenden zu füllen, egal mit welchem Ergebnis. Heute stehen die Studienabschlüsse im Vordergrund. Die Vergabe nach Erstsemestereinschreibungen, Absolventenquote und Abschlüssen in der Regelstudienzeit bietet eine ausgewogenere Mischung der Anreize. Damit wir keine Discount-Abschlüsse herstellen, muss natürlich weiterhin die Qualität der Lehre gewahrt werden“, stellt Präsident Alt fest. Grundsätzlich sollten die Ministerien auf Landesebene stärker unterstützen und Zielvereinbarungen bzw. Rahmenverträge auf Augenhöhe aushandeln.
Die sehr gute Vernetzung in die Stadt konnte Präsident Alt nach seinem Campus-Besuch erleben. Oberbürgermeister Badrow empfing im Anschluss den HRK-Präsidenten im Rathaus von Stralsund. Ein Eintrag in das Buch der Stadt rundete den Besuch gebührend ab.