Bikini-Medizin nennt man die tradierte medizinische Betrachtung, die den wesentlichen Unterschied zwischen Mann und Frau in den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen und damit den Zonen, die der Bikini bedeckt, sieht. Gschlechtersensible Medizin ist ein realistischer Gegenentwurf. Einer, der zum Beispiel den Umstand, dass die Gefäße junger Frauen durch das Hormon Östrogen geschützt werden, inkludiert.„Wir sind heutzutage so fortgeschritten. Es werden Exkursionen zum Mars thematisiert. Aber gleichzeitig werden in Medizin und Forschung Unterschiede zwischen Frauen und Männern auf ihre Geschlechtsorgane heruntergebrochen – Es gehört viel mehr dazu. Durch die bisherige einheitliche Herangehensweise besteht die ernst zu nehmende Gefahr, Frauen in der medizinischen Versorgung systematisch zu benachteiligen“, kommentiert Masterandin Sabrina Koch von der Hochschule Stralsund.
Erst bei der nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft, auf der sie eine Session zur geschlechtersensiblen Medizin besucht hatte, war sie mit dem Thema in Berührung gekommen. Seitdem lässt es die Studentin nicht mehr los. Sie hatte in ihrem Gesundheitsökonomie-Studium an der Hochschule das Modul „Karriereplanung im Gesundheitswesen“ belegt. Die Teilnahme an der Konferenz war Bestandteil dessen, um Horizonte zu erweitern und Netzwerke zu öffnen. Der Plan ging auf.
„Ich hatte die Möglichkeit, ganz neue Themenfelder für mich zu entdecken. Die hinter der geschlechtersensiblen Medizin stehende Problematik ist mir besonders im Gedächtnis geblieben“, so Sabrina Koch, „durch meine Abschlussarbeit möchte ich deren Weiterentwicklung unterstützen". Im September 2023 startet sie mit ihrer Masterarbeit und möchte dabei den Ansatz noch ganzheitlicher fassen und ihre Master-Thesis in Richtung Diversitätsmedizin entwickeln. „Dahingehend wird noch stärker Wert auf die individuellen Aspekte der Patient*innen gelegt. Unterschiede zwischen Geschlechtern sind da nur der Anfang, denn auch sozioökonomische Hintergründe, Migration und dergleichen spielen bei der Behandlung eine Rolle“, erklärt Sabrina Koch, „das finde ich unglaublich spannend“. Und die Programm-Managerin des Studienganges, der an der Fakultät für Wirtschaft angeboten wird, ergänzt: „Das wir mit unserem Masterstudiengang einen Beitrag dazu leisten, die Gesundheitsversorgung unserer Gesellschaft zukünftig präziser und individueller zu gestalten“, sagt Steffi Schnierer, „erfüllt mich mit großer Freude und Stolz“. Dass Sabrina Koch derartig für das Thema brennt und einen Beitrag dazu leisten möchte, Diversitätsmedizin stärker in den Fokus zu bringen, kann sie gut nachvollziehen. „Eine differenzierte und damit bedarfsgerechtere Betrachtung erachte ich als wichtigen und wegweisenden Schritt, damit werden die individuellen Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt gerückt“, sagt Steffi Schnierer. Für das ambitionierte Ziel hat die Studentin gute Partner gefunden. 2022, im Sommersemester, war Sabrina Koch selbst auf der Konferenz. Auf der diesjährigen Branchenkonferenz haben Prof. Dr. Ivonne Honekamp, ihre heutige Erstbetreuerin, und der Studiengangsleiter, Prof. Dr. Lieven Kennes, die Gelegenheit zum Austausch mit Expert*innen genutzt und zwei angehnde Ärzte kennengelernt. Sie hatten sich selbständig gemacht, um Ärzt*innen mehr Wissen zum besagten Thema zu vermitteln mit ihrer Acadim Akademie für Diversitäts- und Individualmedizin.
Paul Netzel vom Unternehmen BioCon Valley, das die Branchenkonferenz organisiert und als zentraler Ansprechpartner für die Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern agiert, pushte das Netzwerken. Fun Fact: Paul Netzel ist selbst auch Absolvent unserer Hochschule Stralsund. Als Referent für Gesundheitswirtschaft/Internationales organisierte er ein Online-Meeting mit den beiden Medizinstudenten, Prof. Dr. Ivonne Honekamp und Sabrina Koch. Nach Diskussionen und Brainstorming brauchte es nicht lange und Sabrina Kochs Entschluss, mit Acadim ihre Masterarbeit zu schreiben, stand fest. Dabei wird sie zur Thematik (Diversitäts- und Individualmedizin) unter anderem eine Umfrage unter Ärzten durchführen. „Vor gut vier Jahren sind wir mit dem Master Gesundheitsökonomie gestartet und seitdem ist unser Netzwerk an Praxispartnern stetig gewachsen.“, erklärt Prof. Dr. Ivonne Honekamp, sie ist die Erstbetreuerin der Thesis, „ich freue mich, dass wir unsere Masterandin nun mit Acadim, einem Startup aus der Region, zusammenbringen konnten“. Das sei eine Win-win-Situation.