Audio-Tour der Hochschule ermöglicht Zeitreise durch Stralsund

Studenten der Hochschule Stralsund entwickeln eine Audio-Tour mit einem Rundgang zu Warenhauskultur und jüdischem Leben in Stralsund. Ab sofort steht die multimediale App kostenfrei zum Herunterladen bereit.

Michael Klotz (Hochschule Stralsund) und André Kretzschmar (Tourismus Zentrale) prüfen zusammen mit den Entwicklern den neuen Audio-Rundgang.

Ab sofort ist eine Audio-Tour zu Warenhauskultur und jüdischem Leben in Stralsund kostenfrei im Internet verfügbar. Vier Studenten der Hochschule entwickelten den Rundgang, der elf Orte in der Stadt vorstellt. Die App kann auf dem Portal „izi.travel.de“ ganz einfach mit dem eigenen Smartphone heruntergeladen werden. Sie ist für jeden Nutzer, ob Gast oder Einheimischer, geeignet, da sie je nach Standort viele interessante Fakten zur jüdischen Vergangenheit in Stralsund multimedial präsentiert.

Der Förderverein Historische Warenhäuser Wertheim und Tietz in Stralsund hat sich zum Ziel gesetzt, über die Ursprünge der deutschen Warenhauskultur in Stralsund und die jüdische Geschichte in der Hansestadt zu informieren. Der im Verein engagierte Professor Dr. Michael Klotz ist an der Hochschule Stralsund tätig und hat im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Rostock“ ein Demonstrationsprojekt für die Digitalisierung im Tourismus ins Leben gerufen. Dieses wurde von den vier Studenten Waldemar Adam, Manuel Kasch, Piotr Lukaszek und Rick Mähl umgesetzt, welche sich im letztem Semester ihres BWL-Studiums befinden. Die Audiotour-App umfasst elf Orte jüdischen Lebens und Wirkens, z. B. die Warenhäuser Wertheim und Tietz, die Stele im Johanniskloster oder die der zerstörten Synagoge gewidmete Gedenktafel. Die Orte werden anhand von aktuellen und historischen Bildern illustriert und sind mit wissenswerten Informationen zum Lesen und Hören hinterlegt.

Besonders angetan ist André Kretzschmar, Leiter der Tourismus Zentrale Stralsund, von der neuen Audio-Tour. „Die Tour bietet spezielle Informationen, die jeder Gast individuell und jederzeit abrufen kann. Dies ist eine perfekte Ergänzung zu unseren organisierten Führungen“, freut sich Kretzschmar. Zukünftig möchte die Tourismuszentrale in Kooperation mit der Hochschule weitere Touren ausarbeiten und so die Zusammenarbeit vertiefen. In jedem Wintersemester soll künftig ein studentisches Team eine weitere Tour entwickeln. Angedacht sind bereits Touren zu den Stationen der Schwedenstraße und der Backsteingotik.

Der erste Rundgang befasst sich mit dem einstmals umfangreichen Leben der Einwohner jüdischen Glaubens in Stralsund. Bis zur Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 war die jüdische Gemeinde über 170 Jahre in der Hansestadt Stralsund präsent. Mit einer 1787 eröffneten Synagoge und zwei jüdischen Friedhöfen war sie das Zentrum der Juden in ganz Vorpommern. Neben den bekannten Familien Wertheim und Tietz, die in Stralsund ihre ersten Warenhäuser eröffneten, prägten weitere jüdische Kaufleute den Handel in der Hansestadt und darüber hinaus.

Ihre Blütezeit erlebte die jüdische Gemeinschaft im 19. Jahrhundert, als sie über 170 Mitglieder zählte. Dies änderte sich mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, die durch Vertreibung und Ermordung die jüdischen Gemeinden zerstörten. Daran erinnern heute vor allem über die Stralsunder Altstadt verteilte Stolpersteine, Erinnerungsplaketten und Gedenkorte. Mit der neuen Audio-Tour werden Interessierte über das eigene Smartphone zu den einzelnen Orten geleitet und erhalten multimediale Hintergrundinformationen in Bild, Text und Ton.